Etymologie

Balken


Balken m. „massives langes Stück Bauholz zum Stützen und Tragen“, ahd. balko sw. m. (n-St.), ist seit dem 9. Jh. belegt, mit Verallgemeinerung des obliquen Stamms auch im Nominativ, vgl. zu diesem verbreiteten Phänomen z.B. Flomen m. (neben Flom m.) „Bauch- und Nierenfett vom Schwein, aus dem Schmalz hergestellt wird“, Diemen m. (neben Dieme f.) „Heuhaufen“. Innergermanisch gehören unter anderem dazu: mhd., mndd. balke, as. balko, mndl. balke, balc, ndl. balk, aengl. bealca alle „Balken“, afries. balka „Laufplanke“, die sich auf urgerman. *ƀalkan- zu­rück­führen lassen. Aengl. bolca m. „Laufplanke“ basiert auf *bulkan-, aisl. bǫlkr auf *balku-, aisl. bjalki m. „Balken“, schw. bjälke, nnorw. bjelke auf *belkan-. Zugrunde liegt eine uridg. Wurzel *bhelg/k- „stützen“, deren stimmlose Variante im Auslaut sich als sekundär in Positionen vor stimmlosem Okklusivlaut, insbesondere vor –t, entstanden erklärt. Für das Germanische ‑k- gibt es aber noch eine alternative Erklärung (Hinweis von Laura Sturm): Ausgehend von einem amphikinetischen n-Stamm kam es zu einem paradigmatischen Ausgleich: *bhelg-on-s > *belgo > aisl. bjalki vs. *bhlg-nés > *bulkkes (Lex Kluge) und mit Vereinfachung der Doppelkonsonanz nach Resonant: *bulkes > Nom. *belko, Gen. *bulkes; das an-Suffixes wurde dann analogisch nach dem Nominativ restituiert: bulkan-. Verbal belegt ist die Wurzel in lat. ful­cīre „(durch Balken u.a.) stützen“. Eine weitere nominale Bildung ist gr. phálkēs „Bal­ken, Planke“. Die Zugehörigkeit einiger baltoslawischer Nomina, die auf Palatal wei­sen würden, ist umstritten. Als Benennungsmotiv für Grundbedeutung und Bezeichnung im Wortfeld „Haus“ ist die <FUNK­TION: Stützen> anzusehen.
Vgl. auch Balkon (siehe dort).

EWA: Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie 1988–: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, s.v. balko.
Kluge, Friedrich 2002: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 24., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter, s.v. Balken.
LIV: Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert-Verlag, s.v. *bhelk-.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl., s.v. Balken.

Autorin: Bettina Bock