Etymologie

Bande

Bande f. „Rotte, Horde, Schar“ wurde zu Beginn des 15. Jh. aus mfrz. bande „Trupp, Schar“ entlehnt; die italienisch beeinflusste Schreibung banda weist zumindest für den süddeutschen Raum auf eine zweite Quellsprache hin. Zunächst wurde das Wort nur auf Soldaten bezogen. Im frühen 18. Jh. treten erste Belege mit Bezug auf Musiker, Schauspieler u. a. weniger anerkannte Berufsstände auf, die mit dem Wort Soldat die Merkmale <TUT: umherziehen> und <IST: am Rande der Gesellschaft> gemeinsam hatten, wodurch die kohyponymische Übertragung möglich wurde. Beide Merkmale treffen auch auf „Verbrecherbande“ als weiteres Kohyponym zu. Ansätze zu dieser Übertragung finden sich bereits im frühen 17. Jh., verstärkt aber im 18. Jh., möglicherweise unter dem Einfluss von Bandit < ital. bandito „Verbannter“, das seit dem 16. Jh. neben der Bedeutung „Vertriebener“ auch die Bedeutung „Verbrecher“ hat.
Frz. bande ist aus gleichbedeutendem aprov. banda entlehnt. Das altprovenzalische Wort geht wie ital. banda wohl auf spätlat. bandum „Feldzeichen“, mlat. auch „Truppenabteilung“ zurück, wobei wie in anderen Fällen der Nominativ/Akkusativ Plural banda als Femininum Singular umgedeutet wurde. Unklar ist, ob dabei auch got. bandwa f. „Zeichen“ neben bandwo f. (n-St.), das Quelle für bandum ist, von Einfluss war. Da im Mittelfranzösischen bzw. Altprovenzalischem nur die Bedeutung „Truppe“ belegt ist, muss die metonymische Übertragung „Feldzeichen“ > „Truppenabteilung“ vor der Entlehnung stattgefunden haben, wofür eben auch die mittellateinische Bedeutung „Truppenabteilung“ spricht. Das gotische Wort wird meist zur Wurzel uridg. *bheh2- „glänzen, scheinen“ gestellt, wobei der Nasal vom Nasalpräsens (vgl. griech. φαίνω [phaínō] „zeige“) übernommen sein müsste. Nach Heidermanns (mündlich in Casaretto 2004: 484) ist jedoch eine Deutung als Fortsetzer von uridg. *ghon-tu̯eh2- zur Wurzel *ghen- „schlagen“ wahrscheinlicher, also „das eingeschlagene (Zeichen)“. Problematisch an dieser Deutung ist, dass, von dem fraglichen Wandel von *gh zu urgerm. *ƀ abgesehen, die Wurzel *ghen- wahrscheinlich das „Schlagen/Erschlagen von Menschen“ bezeichnete, kaum „Holz einschlagen“ o. Ä. wie in der beigebrachten Parallele lat. signum n. „Zeichen“ zu uridg. *sek- „schneiden“ (vgl. sectae herbae [Horaz, Satiren 2, 4, 67] „abgeschnittene Kräuter“). Eine Deutung als substantiviertes Adjektiv uridg. *bhondh-ō- „die (An-)Gebundene“ zur Wurzel *bhendh- (und mit individualisierendem n-Suffix in got. bandwo) dürfte so den Vorzug verdienen; passivische wo-Adjektive sind insgesamt selten, aber nicht ausgeschlossen, vgl. Krahe/Meid 1967: § 77 und weiter § 91.

Wartburg, Walter von 1922–2002: Französisches etymologisches Wörterbuch. Eine Darstellung des galloromanischen Sprachschatzes. 25 Bde. Tübingen, Basel: Zbinden, 15, s.v. bandwa.
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Kluge, Friedrich 2002: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 24., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter, s.v. Bande.
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Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl., s.v. 1Bande.
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TLF: La Trésor de la Langue Française informatisé. http://atilf.atilf.fr/, s.v. bande2.

Autorin: Bettina Bock