Basilikum
Mhd. basilie, basilige, basilge, basilick, basilig swf., frnhd. basilie, änhd. Basilie, Basilikum, nhd. Basilikum als Bezeichnung für "Ocimum basilicum" geht offensichtlich auf zwei verschiedene, wenngleich verwandte lat. Formen zurück, zum einen auf lat. (ocimum) basilicum, das aus griech. (ὤκιμον) βασιλικόν [ṓkimon basilikón] übernommen ist, zum anderen auf ein substantiviertes feminines Adjektiv basila aus griech. βασιλεία [basileía] (EWA 1988: 497; anders Genaust1989: 94, der bei Basilie mit Einfluss von Petersilie rechnet; auch Kluge/Seebold 2011: 94 scheint eher mit ungenauer Entlehnung als mit Ausgangsvarianten zu rechnen).
Bei denjenigen mhd. Formen, die ein -g- enthalten, ist im Einzelfall schwer zu entscheiden, ob es sich um einen Gleitlaut oder einen Fortsetzer des lat. -k- handelt (EWA 1988: 498). Dass sich im Neuhochdeutschen neben dem regional immer noch vorkommenden Basilie standardsprachlich letztlich Basilikum durchgesetzt hat, dürfte eher an der Popularität der mediterranen, vor allem italienischen Küche (ital. basilico) seit etwa den 1970er Jahren liegen als am Einfluss der botanischen Fachsprache.
Im Griechischen und auch für den gebildeten Lateiner ist das Wort als Adjektivableitung von griech. βασιλεύς [basileús] "König"durchsichtig und motiviert, obwohl sich das Benennungsmotiv nicht wirklich erschließt, da Basilikum in den warmen Mittelmeerländern problemlos gedeiht und weder selten noch teuer ist. Es ist wohl Ansichtssache, ob man den intensiven Geruch als "edlen Duft" (Kluge/Seebold 2011: 94; ebenso Duden 2013:72; aber auch schon früher: "Basilicum kommt von βασιλεὺς, rex, König, als ob man wolte sprechen, ein königliches Kraut, von wegen seines herrlichen Geruchs und Kräfte", Lemery,Vollständiges Materialien-Lexicon, 1721, s.v. Ocimum) oder als eher aufdringlich empfindet ("Die Weiber seynd sonst genaturt, wie das Kraut mit Namen Basilicum: wenn man dieses gemach und sanft streichet, so gibt es einen überaus lieblichen Geruch von sich, da man es aber stark reibet, stinkt es gar wild", Abraham a Sancta Clara, Judas der Erzschelm, 1680).
Im Deutschen hängt die Motiviertheit der Bezeichnung vom Bildungsstand des Sprechers ab, aber es zeigt sich früh, dass manche Sprecher das Wort paretymologisch an den mythischen Basilisken anschließen, was zu allerlei Spekulationen führt. So hielt Hildegard von Bingen die Pflanze Basilisca für ein Heilmittel gegen das Basiliskengift (Physica, um 1150-60), während Konrad von Megenberg die überlieferten Nachrichten über die schlangenvertreibende Kraft des Krautes eher zurückhaltend referiert. Auch die bei Alexander von Tralleis verbuchte Information, dass das Kraut am Geburtsort des Basilisken entstehe, will er nicht bestätigen ("daz kraut ist haiz und trucken und hât die art, sam etleich sprechent, daz ez die slangen verjagt von dem menschen, der ez pei im tregt, und spricht Alexander, daz daz kraut wahse an der stat, dâ der unk geporn werd. daz waiz ich Megenbergær niht", Konrad von Megenberg, Buch der Natur, um 1350).
Literatur:
EWA 1998: Albert L. Lloyd/Rosemarie Lühr, Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen, Band II: bî - ezzo, Göttingen/Zürich: Vandenhoeck & Ruprecht.
Duden 2013: Duden, Band 7: Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache von der Dudenredaktion, 5. Auflage, Mannheim: Bibliographisches Institut.
Kluge/Seebold 2011: Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, bearbeitet von Elmar Seebold, 25. Auflage, Berlin: de Gruyter.
Genaust 1989: Helmut Genaust, Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, 3. vollständig überarbeitete und erweiterte Ausgabe.Basel: Springer.