Besteck
Besteck n. „1. Satz
Messer, Gabel, Löffel; Essbesteck; 2. Gesamtheit der zum Essen benutzten
Geräte; 3. für einen bestimmten medizinischen Zweck (z.B. eine Operation)
zusammengestellter Satz von Instrumenten, Geräten; 4. Ortsbestimmung eines
Schiffes auf See“ bezeichnete nach Ausweis der lateinischen Wörter, die es glossiert (theca
„Hülle, Decke; Scheide“, capsula „Kästchen, Etui“, saeptum „Einfriedung,
Gehege“, saepimentum „dss.“), einerseits ein Futteral, in das Werkzeuge
gesteckt werden konnten; andererseits konnte im Frühneuhochdeutschen damit
auch lat. pedamentum „Pfahl zum Stützen einer Weinrebe“ wiedergegeben
werden. Aus
dieser Bedeutung ergab sich die euphemistische Übertragung auf den Penis (DWb
s.v. Besteck). Frnhd. Besteck
ist ebenso wie nndl. bestek eine instrumentative Ableitung „das, was
zum Hineinstecken benutzt werden kann“ zu dem Verb stecken „etwas fest
verankern, etwas wo hineintun“. Von der Bezeichnung des Futterals ging die Bedeutung
durch metonymische Übertragung auch auf den Inhalt über. Das Verb stecken
zeigt Intensivgemination und gehört zu stechen. Die zugrunde liegende
Wurzel ist uridg. *steg- „stechen, spitz sein“, die auch in aind. tej-/tij-
„spitz sein, stechen“, griech. stízein „stechen“, lat. īnstīgāre
„anstacheln, anspornen“ bezeugt ist (LIV²:
592f.).
Literatur:
DWb = Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch.
Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck
der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag.
Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main:
Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
DWb2 = Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1965–: Deutsches Wörterbuch.
Neubearb. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der
Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Bd. 1–. Leipzig, (später) Stuttgart: Hirzel.
Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
LIV² = Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen.
Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb.
von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2.,
erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix.
Wiesbaden: Reichert.
Autorin: Sabine Ziegler