Blinker
In der Verwendung als
umgangssprachliche Bezeichnung für "Auge" ist das Wort Blinker
erst im Nhd. bezeugt. Das Verbum blinken wird durch einen Beleg seit
mhd. Zeit und das dazugehörende Adj. blank für das Ahd. als blanc erwiesen.
Auch das Schwedische hat ein Verbum blinka "blinken". Ein mhd.
Beleg mit ougen blinken ist umstritten, da Handschriften-Varianten an
dieser Stelle mit ougen pinken zeigen, wobei allerdings auch die
Belegbasis für mhd. pinken schmal ist: Es handelt sich nur um die
angeführte Stelle, wobei zum Vergleich moderne Dialekte mit einer Form pinken
"schlagen" herangezogen werden. – Im Nhd. wird Blinker
inzwischen ausschließlich zur Bezeichnung der richtungsanzeigenden Leuchten am
Auto verwendet. Auch das Englische verwendet den Begriff blinker umgangssprachlich für "Auge": a patent pair of goggle
winkers, conceal'd from public view his blinkers (1816; OED-online s.v. blinker).
blinken
ist ein schw. Verb, das jedoch im Ndl. einen st. Ablaut aufweist: blinken,
blonk, geblonken. Ursprünglich ist es ein n-infigiertes
Verb zu dt. st.V. bleichen, blich, geblichen (nhd. nur
noch in erbleichen, verbleichen), in dem das n fest
geworden ist, wie z.B. auch in sinken (sank, gesunken)
neben ahd. sîgen, seih "sinken". Mit sekundärem Ablaut gehört
hierzu das Adj. blank, das schon im Ahd. bezeugt ist. Das semantische Verhältnis zwischen
Verben, die "leuchten, schimmern, blinken, funkeln" bedeuten, und
davon abgeleiteten Wörtern für "Auge" ist gut bezeugt, vgl. dazu z.B.
die Einträge Glupscher; Lichter. Auch folgender Beleg
spielt mit dieser semantischen Verbindung: wie dann ihr rasches auge blinkt,
so blinkt das licht aus quellen wieder (18. Jh., Gottfried August Bürger 18b, nach DWb). Außer in dt. blinken ist das
Verb auch in ndl. blinken, blenken und engl. to blink "blinzeln"
bezeugt. Im engl. Slang wird das Nomen agentis blinker nicht nur für
Personen, die mit den Augen blinzeln, verwendet, sondern auch zur Bezeichnung
der Augen selbst und stellt somit eine Parallele zur Verwendung von dt. Blinker
"Auge" dar. Für
die etymologische Herleitung gibt es zwei mögliche Anschlüsse an uridg. Verben.
In beiden Fällen muss ein ursprüngliches n-Infix fest geworden und
sekundärer Ablaut entstanden sein (Seeb. 1970: 119). 1.
Einerseits wäre die Verbindung mit der uridg. Wurzel *bhleg-
(LIV² 86f.) "glänzen’ zu erwägen. Eine Form *bhleng-
hätte german. *blink- ergeben wie uridg. *keng- dt. hinken.
Da bei den n-Infix-Bildungen die Schwundstufe regelmäßig ist, stört hier
die Vollstufe. 2.
Daher ist als Basis uridg. *bhleig- (LIV² 89) "glänzen’
vorzuziehen; denn eine n-Infix-Bildung *bhli-n-g führt
lautlich ebenso zu german. *blink- und ist morphologisch korrekt. Die
uridg. Wurzel bhleig- ist ihrerseits in german. *bleika-
"schimmern, funkeln, leuchten" (Seeb. 1970: 118ff.) gut bezeugt: Aisl.
blíkja-, aengl. blīcan, afries. blīka, asächs. blīkan
"leuchten, schimmern, funkeln"; ahd. (ir)blīhhan "(er)bleichen"
hat unter dem Einfluss von bleich "blass" eine andere
Bedeutungsnuance erhalten (EWD s.v. bleich, bleichen). Nach
Lühr (1988, 96f.) ist das Verb blinken, blenken im Ndl. und Ndd.
aus dem Umlaut von a entstanden, als Ableitung von blank, und
dann ins nhd. übernommen worden.
Die
Adjektive ahd. blanc, mhd, mnd., nhd. blank, aengl. blanca
"Schimmel" und anord. blakkr "fahl, falb" (als
Pferdefarbe) weisen auf ein urgerman. *blanka- (Heidermanns PA 129f.; EWA s.v. blanc;
EWD s.v. blank), das durch sekundären Ablaut von der german.
Wurzel *blink- abgeleitet ist. Es ist auch in die romanischen Sprache
entlehnt worde als ital. bianco, frz. blanc etc. (Meyer-Lübke s.v.).
Literatur:
EWD = Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter 2011.
EWA = Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988–.
LIV² = Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der
indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen.
Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb.
von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2.,
erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix.
Wiesbaden: Reichert.
Lühr, Rosemarie: Expressivität und Lautgesetz im Germanischen. Monographien zur Sprachwissenschaft 15. Heidelberg: Winter 1988.
Meyer-Lübke, Wilhelm: Romanisches etymologisches Wörterbuch, 1911, 6. Aufl. Heidelberg 1992.
Seebold, Elmar: Vergleichendes und etymologisches Wörterbuch der germanischen starken Verben. The Hague: Mouton 1970.
Autorin: Sabine Ziegler