Etymologie

Haft

Haft f. „Haftstrafe; Freiheitsstrafe“ ist seit dem Althochdeutschen bezeugt: Ahd. hafta st. sw. f. „Bindung, Verknüpfung, conexio; Gefangenschaft, captivitas“, mhd. haft st.f. „Fesselung, Gefangenschaft; Beschlagnahme; Verbindung“, frnhd. haft f. „Fes­sel, Band; Haft, Gefängnis; Bürgschaft, Garantie; Beschlagnahmung, Pfändung, (Ver-) Bindung; Gewand-, Schmuckspange“. Des Weiteren gehören hierher: mndd. hacht(e), hafte, hechte, hefte f. sowie die Maskulina ahd. haft „Fessel, Band; Gefan­genschaft; Gefangener“, aengl. hæft „Fessel, Band; Gefangenschaft; Gefangener“, aisl. haptr „Gefangener“ < urgerman. *χaftōn- f. und *χafta- m. von der in ahd. habēn sw.v. III „haben, ergreifen, festhalten, besitzen“, aisl. hafa „haben, ergreifen, fassen“, got. haban „dss.“ (< urgerman. *χaƀēje/a-) sowie in asächs. hebbian sw.v. I, aengl. habban „haben, halten; fassen, ergreifen, in Gewahrsam nehmen, festnehmen“ u.a. (< urger­man. *χaƀje/a‑) vorliegenden Wurzel uridg. *keh2p- „fassen, schnappen, ergreifen“ zurückgeht. Vgl. auch lat. capere „ergreifen, fassen“, griech. káptō „schnappen, schlucken“ sowie lett. kàmpju „fassen, ergreifen“ und die alte Partizipial­bildung aisl. hǫfundr „Urheber; Richter“ (< urgerman. Ptz. *χaƀund- < uridg. *kh2p-t-). Die germa­ni­schen Sprachen weisen somit auf eine frühe Ver­wendung des Verbs und einiger nominaler Ableitungen in der Rechtssprache: ur­ger­man. *χaftōn- f. in den westgermanischen Sprachen u.a. „Haft, Gefangennahme“, *χafta- m. in den west- und nordgermanischen Sprachen „Gefangener“, *χaƀund- in aisl. hǫfundr „Richter“. Ableitungen der uridg. Wurzel *keh2p- in anderen westindo­germanischen Sprachen zeigen eine ähnliche Übertragung: lat. captīvus „Gefangener“, air. cacht ā, f. „Haft, Gefangennahme; Fes­sel; Gefangener“ sowie kymr. caeth m., f. (< *kh2p-to- oder *‑teh2-) „Gefan­gener, Gefangenschaft“.

Literatur:
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Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag. Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main: Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
Karg-Gasterstädt, Elisabeth u.a. 1952–: Althochdeutsches Wörterbuch. Auf Grund der von Elias von Steinmeyer hinterlassenen Sammlungen im Auftr. der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig bearb. von Elisabeth Karg-Gasterstädt und Theodor Frings. Bd. 1–. Berlin: Akad.-Verl.
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Kroonen, Guus 2013: Etymological Dictionary of Proto-Germanic, Leiden-Boston: Brill.
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Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. 3 Bde. Leipzig 1854-1866. Online auch unter http://woerterbuchnetz.de/BMZ/
Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872-1878.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Reichert.
 
Autorin: Sabine Ziegler