Halunke
Halunke m. "jemand, der Böses
tut, andere gemein oder hinterhältig schädigt; schlechter Mensch" ist seit
1542 nachweisbar: Als jn die Kinder auff der Gassen sahen das er gieng wie
ein Halluck vnd wie ein Suddeler meineten sie er were toll (Alberus 1642: 94,5). Nach
Pfeifer s.v. Halunke vermischen sich wohl zwei unabhängige Entlehnungen
aus slawischen Sprachen: Zum einen ist
seit der Mitte des 15. Jh.s schles. holomken Plur. "Diener" bezeugt, das
aus atschech. holomek "junger Mann, (Gerichts)diener, Henkersknecht;
Gauner, Betrüger" entlehnt ist. Zu dessen Etymologie s. Bellmann
1971: 239 ff.: Es bedeutet ursprünglich "Unbehaarter" aus atschech. holomūdek, holomudec "geschlechtlich Unreifer" < *"kahlhodig, an den Hoden unbehaart" (<
atschech. holȳ "nackt, kahl" und mūd, mūdec "Hoden"). Zum anderen steht daneben ostmd. (obsächs.) Holunke "Stadtdiener, Trossbube, Bote, Heideläufer" aus obsorb. *holank, einer
Ableitung von holan (nsorb. golan) "Heidebewohner". Gegen
Kluge/Seebold s.v. Halunke sind die Formen mit -a- die älteren, sie
sind im 16. und 17. Jh. nachweisbar. Die Form Holunke mit -o- ist
zuerst Ende des 17. Jh.s bei Schriftstellern aus dem ostdeutschen Raum
(Gryphius, Lessing) bezeugt und dringt von da in die allgemeine
Literatursprache ein (so etwa auch bei Schiller). Sie verschwindet dann aber wieder zugunsten von Halunke.
Literatur:
Alberus, Der Barfuser Münche
Eulenspiegel vnd Alcoran, 1642: 94,5 (http://reader.digitale-samm
lungen.de/de/fs1/object/display/bsb11071919_00005.html.
Bellmann, Günter: Slavoteutonica. Lexikalische Untersuchungen zum slawisch-deutschen Sprachkontakt im Ostmitteldeutschen. Berlin: de Gruyter 1971.
Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter 2011.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl. 1993.
Autorin: Sabine Ziegler