Schurke
Schurke m. „jemand, der Böses tut, moralisch verwerflich
handelt, eine niedrige Gesinnung hat; gemeiner, ehrloser Mensch, Halunke“ ist
nach DWb und Pfeifer ab dem 17. Jh. bezeugt und zwar mit dem Vermerk: „wohl älter
[kein Eintrag im BMZ und Lexer])“. Nach DTA (www.deutschestextarchiv.de) ist der früheste Beleg Jhr
Herren / dieweil es der gantzen Soldatesca ein Schand ist / daß diesen Schurcken (deutet
damit auff den Reuter) fünff Bauren so greulich getrillt haben / so ist billich
/ daß wir solchen Schandflecken wieder außleschen / und diese Schelmen den
Reuter wieder hundert mal lecken lassen
(Grimmelshausen, 1669, nach DTA). In anderer Bedeutung „Münze“ (< *„gestoßen,
geprägt“) bei Fischart (zweite Hälfte des 16. Jh.s) bezeugt. Es wird üblicherweise zu ahd. scurgen „stoßen“,
mhd. schürgen, schurgen „schieben, stoßen, treiben, verleiten (zu
etwas)“ sowie ahd. scurg, scurc m., mhd. schurc m., schurge
f. „Angriff, Anstoß“ gestellt. Möglicherweise liegt das Wort als
Kompositionshinterglied in ahd. vir-scurgo „Feuerschürer“ vor. Dabei ist die Bedeutung dieses Kompositums jedoch zuerst positiv:
„einer, der das Feuer nicht ausgehen lässt“, wie die Glosse (für lat. succensor
ignis) zeigt (AhdWb s.v. fiur-scurigi,
virscurgo). Schwierig bleibt dann das -k-, das nur als
Auslautsverhärtung in den apokopierten Formen Schurck, Schurk
(ebenfalls 17. Jh.: Mit
einem Wort / der Leib / dieser Schurck /
gilt alles; Abraham a Santa Clara, Judas Der Ertz-Schelm, Salzburg 1692, nach DWDS) erklärt werden kann. Möglicherweise wurde das Wort im Auslaut zusätzlich
von synonymem Halunke (bezeugt ab 16. Jh.) beeinflusst. Ein
außerdeutscher Anschluss ist nicht nachweisbar.
Literatur:
DWDS = Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts. www.dwds.de.
Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch.
Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck
der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag.
Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main:
Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
AhdWb = Karg-Gasterstädt, Elisabeth u.a. 1952–: Althochdeutsches
Wörterbuch. Auf Grund der von Elias von Steinmeyer hinterlassenen
Sammlungen im Auftr. der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu
Leipzig bearb. von Elisabeth Karg-Gasterstädt und Theodor Frings. Bd.
1–. Berlin: Akad.-Verl.
Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen.
Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb.
von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2.,
erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix.
Wiesbaden: Reichert.
Autorin: Sabine Ziegler