Die „Deutsche Wortfeldetymologie in europäischem Kontext“ wird seit April 2007 von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig gefördert und fügt sich damit in die Reihe der Wörterbuchprojekte ein, welche traditionsgemäß einen besonderen Schwerpunkt innerhalb der Forschungstätigkeiten der Akademie bilden. Die Umsetzung des langfristig geplanten Vorhabens erfolgt durch je zwei wissenschaftliche und wissenschaftlich-technische Mitarbeiter sowie durch Teammitglieder auf Werkvertragsbasis. Unter Leitung von Frau Prof. Dr. Rosemarie Lühr hat die Arbeitsstelle ihren Sitz am Seminar für Indogermanistik der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
...die Verbindung von Etymologie mit der Organisation des Wortschatzes nach Wortfeldern in einem modularen Aufbau und in sprachhistorischer Schichtung. Die Wortfelder sind nach der Hauptbegriffswortart Substantiv gegliedert. Die einzelnen Wörter werden intern und extern analysiert: Von der Gegenwartssprache ausgehend erfolgt eine semantische Bestimmung verbunden mit stilistischen Bewertungen, räumlichen, zeitlichen, fach- und sondersprachlichen Zuordnungen über das ältere Neuhochdeutsche, Frühneuhochdeutsche, Mittelhochdeutsche bis zum Althochdeutschen. Die etymologische Komponente kommt dagegen in der umgekehrten Richtung zum Tragen: Die Etymologien der Wörter, seien sie zuerst im Althochdeutschen belegt oder erst später aufgekommen, werden von ihrer ältesten Bezeugung im Deutschen über die einzelnen Sprachstufen bis zur Gegenwartssprache verfolgt. Dadurch wird für das Deutsche semantischer Wandel systematisch dokumentiert.
...die Einordnung der Wortfelder in ihren europäischen Bezug. Es werden europäische Entsprechungen erfasst, die die kulturelle Einheit Europas dokumentieren. Zusätzliche Einblicke in die Sprach- und Kulturgeschichte liefern die Informationen zu Entlehnung oder Urverwandtschaft von Wörtern der europäischen Sprachen.
...ein flexibles Recherche-Werkzeug durch das für jeden online zugängliche Wörterbuch. Unsere Datenbank wird stetig weiter gefüllt und aktualisiert, so dass die Wortartikel und Etymologien dem neuesten Forschungsstand entsprechen.
Das Deutsche ist eine der quantitativ häufigsten Sprachen der Welt. Bislang fehlte jedoch ein großes wissenschaftliches etymologisches Wörterbuch. Diese Lücke möchte die „Deutsche Wortfeldetymologie“ schließen. Im Dialog mit der modernen Sprachwissenschaft und im Kontakt mit zahlreichen anderen Wörterbuch-Projekten fließen folgende grundlegende Aspekte in die Arbeit ein:
Berücksichtigung des Kenntnisstandes der aktuellen indogermanistischen Forschung, wobei die Laryngaltheorie bei Erbwörtern indogermanischen Ursprungs und die unterschiedlichen Aktzenttypen einheitlich einbezogen werden.
Analyse des Bedeutungswandels nach den Prinzipien der modernen Semantikforschung, Bestimmung des Benennungsmotivs und Einbezug der Wort- und Sachgeschichte.
Darstellung der Interkulturalität des deutschen Wortschatzes durch Aufnahme von Fremdwörtern und Europäismen, deutschen Lehnwörtern in anderen Sprachen und Europhrasen.
Eine entscheidende Innovation ist die Verbindung von Etymologie mit der Organisation des Wortschatzes nach Wortfeldern in einem modularen Aufbau. Dies liegt nicht zuletzt an der Interdisziplinarität des Projekts, die sich durch Verbindung mit nichtlinguistischen Forschungsfeldern hinsichtlich des jeweiligen Fachwortschatzes sowie mit Nachbardisziplinen der Indogermanistik (wie Übersetzungswissenschaft, Kognitiver Linguistik und Kultursemiotik) auszeichnet. Wir verstehen uns nicht zuletzt auch als eine Auskunftsstelle, an die sich jeder, sei er Wissenschaftler oder Laie, mit Fragen, die die deutsche Etymologie und Wortfeldforschung betreffen, gleichermaßen wenden kann.