Etymology

Akademie

Akademie ist in der 2. Hälfte des 15. Jh. in der Bedeutung „Platons Schule“ aus mlat. academia „Gelehrtenvereinigung; Schule; Lehre“ < lat. Acadēmīa, ‑ae f. „(Platons) Akademie; die an der Akademie vertretene Philosophie; die Gemeinschaft der Angehörigen der Akademie; nach Platons Akademie benanntes Gymnasium Ciceros; nach der Akademie benanntes Landgut Ciceros“ entlehnt worden, das seinerseits auf griech. Ἀκαδήμεια (Akadḗmeia) f. zurückgeht. Ursprünglich handelt es sich um einen Tempelbezirk bei Athen, benannt nach dem Heros Ἀκάδημος (Akádēmos) (ohne sichere Etymologie, Beekes s.v.). In dessen Nähe errichtete 385 v.Chr. Platon seine Schule, die den Namen dieses Bezirkes erhielt und bis 523 n.Chr. bestand. Das Benennungsmotiv für alle späteren Akademien nach Platon ist damit "Muster nach der Akademie von Platon". Im 15. Jh. wurde der Begriff von den italienischen Humanisten wieder aufgegriffen; die sogenannte "karolingische Akademie" bezeichnet hingegen nur einen Kreis von Gelehrten, der sich um Karl den Großen gebildet hatte. Besondere Berühmtheit erlangte die älteste Sprachgesellschaft, die Accademia della crusca (1583 in Florenz gegründet); zur Problematik der Academia neoplatonica des Florentiner Herrschers Cosimo de’Medici (1389–1464), vgl. Hankins 1990. Mit der Bedeutung „Gelehrtengesellschaft“ wurde das Wort ins Französische entlehnt (frz. académie) und von dort oder direkt aus dem Italienischen ins Deutsche. Für eine direkte Übernahme aus dem Italienischen spricht ein früher Beleg in Der itzregierenden Welt große Schaubühne …, Nürnberg 1675, S. 34 f.: Die berühmtesten Academien in Italien sein … Alle diese Academien sind mit gelährten Leuten. Im 17. und 18. Jh. stand Akademie in Konkurrenz zu anderen Bezeichnungen wie (gelehrte) Gesellschaft oder Sozietät, vgl. die 1700 als Brandenburgische Societät der Wissenschaften gegründete, 1744 als Akademie der Wissenschaften fortgeführte Akademie in Berlin. Im 16. Jh. erfolgte – teils im Rückgriff auf die ursprüngliche Bedeutung „(Philosophen-)Schule“ – der Bezug auf Universitäten, so in Wittenberg und Marburg; im 17. Jh. wurden auch andere Lehranstalten so benannt, so die Ritterakademien.
Die Bedeutungsentwicklung basiert auf verschiedenen metonymischen und metaphorischen Übertragungen: ORT > EINRICHTUNG an dem Ort = „Philosophenschule“ bzw. „Platons Schule“ > „höhere Lehranstalt“ (zugleich Hyperonym) > PERSONENGRUPPE in der Einrichtung („Gemeinschaft der an Platons Schule Agierenden“) > „Gelehrtengemeinschaft“ (zugleich Hyperonym) > „Künstlergemeinschaft“.

Beekes: Beekes, Robert S.P. 2009: Etymological Dictionary of Greek. Amsterdam: Brill.
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Goebel, Ulrich/Reichmann, Oskar 1986–: Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Begr. von Robert R. Anderson, Ulrich Goebel, Oskar Reichmann. Bd. 1–. Berlin u.a.: de Gruyter. s.v. academie.
Kluge, Friedrich 2002: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 24., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter. s.v. Akademie.
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Autorin: Bettina Bock