Front
Front ‚erste Schlachtreihe; Vorderseite‘ ist erst ab frnhd. Zeit (16. Jh.) in der Form Fronte,
die noch deutlich den Einfluß des mfrz. fronte m. ‚erste Schlachtreihe;
Vorderseite‘ zeigt, belegt. Anders als das frz. Wort ist dt. Front ein
fem.; das fem. Genus ist von Stirn übernommen (vgl. z.B. das Lehnwort der
Butter nach einheimischem der Anken in obd. Dialekten) oder in
Anlehnung an das lat. Wort, das ab Vergil als fem. gebraucht wird. Lat. frons und frz. front zeigen
eine dem dt. Subst. Stirn ähnliche Bedeutungsbreite und sind evtl. an
der semantischen Auffächerung des dt. Wortes beteiligt. Front ist eine Entlehnung aus frz. front, das auf lat.
frons, frontis m./f. (f. erst ab Vergil) ‚Stirn; Vorderseite
eines Gebäudes; erste Schlachtreihe; Vorderseite allgemein; Charakter‘ zurückgeht. Lat. frons, front- stammt aus urital. *bhront- (wie
sons, sont- ‚schuldig‘ aus *sont- Ptz.Aor. zur uridg.
Wurzel *h1es- ‚sein‘) zu einer uridg. Wurzel *bher- (die bedeutet jedoch‚tragen, bringen‘ und ist semantisch schwierig zu vermitteln). Etwas anders Walde/Hofmann I: 551 als n-Abl. zu bher-,
die als ‚hohe Seite o.ä.‘ lexikalisiert wurde: air. braine ‚Bug, Kante‘, anord. brandr ‚Bug,
Vorderseite des Hauses‘. Aber alle diese Wörter gehen lautlich nicht genau zusammen, daher versucht De Vaan 2008: 244 eine tentative Herleitung aus uridg. *h3bhrouH-nt- und somit zu den Wörtern für "Augenbraue", doch bleibt die Wortbildung unklar.
Literatur:
De Vaan, Michiel 2008: Etymological Dictionary of Latin and the other Italic Languages. Leiden, Boston: Brill. (Leiden Indo-European Etymological Dictionary Series 7).
Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch.
Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck
der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag.
Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main:
Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Kroonen, Guus 2013: Etymological Dictionary of Proto-Germanic, Leiden-Boston: Brill.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen.
Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb.
von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2.,
erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix.
Wiesbaden: Reichert.
Walde, Alois / Johann Baptist Hofmann: Lateinisches Etymologisches Wörterbuch. Heibelberg: Winter.
Autorin: Sabine Ziegler