Etymology

Hanse

Hanse geht auf ahd. hansa f. (ō-St.) „Schar, Trupp von Soldaten“ (9. Jh.) zurück. In mittelhochdeutscher Zeit kam die Bedeutung „kaufmännische Vereinigung, Kaufmannsgilde“ auf, auf der die bis heutige geläufige Bedeutung „Zusammenschluss norddeutscher Handelsstädte zur Wahrung gemeinsamer wirtschaftlicher und politischer Interessen“ beruht. Es fand also eine metonymische Übertragung im historischen Frame „Handel“ statt, zu dem die in Gilden organisierten Kaufleute ebenso gehörten wie die Städte, in denen sie Handelsniederlassungen hatten. In den anderen germanischen Sprachen entsprechen die gleichbedeutenden Wörter mndd. hense, hanse, mndl. hanse, nndl. hanze, nfries. hanze- „kaufmännische Vereinigung, Kaufmannsgilde“ und mit der älteren Bedeutung des Althochdeutschen übereinstimmend aengl. hōs „Gefolge, Schar“, got. hansa „Schar, Manipel, Kohorte“. Zugrunde liegendes urgerm. *χansō‑ < vorurgerm. *konseh2‑, eine Ableitung von der Verbalwurzel uridg. *k̂ens- „(öffentlich) schätzen, verkünden“, ist ursprünglich ein Nomen actionis „Verkündigung“, dessen Bedeutung sich mit hyponymischer Verengung zu „Verkündigung durch die Berater eines Fürsten“ und weiter metonymisch zu „Gefolge eines Fürsten“ gewandelt hatte, vgl. EWA s.v. hansa. Seinen nächsten Verwandten hat urgerm. *χansō- in aind. śáṃsa- m. „Preis, Lob, Meinung, Urteil“, aav. sә̄ṇgha- „Verkündigung, Urteil“, jav. saŋha- „Anordnung“ < uridg. *k̂ónso-. Zu vergleichen ist auch die ti-Ableitung aav. ‑sasti- (in frasasti- „Ruhm, Ruf, Ansehen“) < *k̂n̥sti‑. Als Benennungsmotiv für Hanse ergibt sich somit die Gemeinschaft im Zusammenhang mit der Verkündigung von Anordnungen.

DRW: Deutsches Rechtswörterbuch. http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/, s.v. Hanse.
EWA: Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie 1988–: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Kluge, Friedrich 2002: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 24., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter, s.vv. hänseln, Hanse.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl., s.v. Hanse.

Autorin: Bettina Bock