Etymology

Koffer

Koffer m. „größeres rechteckiges Behältnis mit aufklappbarem Deckel und Handgriff zum Tragen an einer Schmalseite, das dazu bestimmt ist, Kleider und andere für die Reise notwendige Dinge aufzunehmen; Reisekoffer“ (Duden s.v.) ist seitdem 16. Jh. im Hochdeutschen belegt: arca camerata, koffer mit einem gewelbten lid oder deckel, belg. [nl.] een ghewelfde koffer (Hadrianus Junius, nomenclator omniumrerum (1577), nach DWb s.v. koffer). Im Niederdeutschen stammt der früheste ermittelbare Beleg aus dem 14. Jh.: endedey cuffer solen sin weysen „und die Koffer sollen ihm gehören“ (wörtl. „und die Koffer sollen sein sein“ mit sin = sein (Possessivpronomen) und weysen = wesen (Infinitiv) (Lacomblet, Archiv für die Geschichte des Niederrheins 1,393 Abs. 4). Ein weiterer Beleg um 1400 ist teur costelîch geschirre brâchten se in ir coffer (Bruder Hans, Marienlieder (um 1400), vgl. Stackmann/Haustein 2002: 29). Koffer ist mit nndl. koffer, nengl. coffer, nschwed. nnorw. koffert ein Lehnwort aus frz. coffre m. „Kiste, Koffer“. Frz. coffre wiederum ist der Fortsetzer der mlat. Variante mit r-Suffix coferus, coffrus des mlat. Wortes cophinus (> ital. cofano, sp. cuévano) „Korb, Behälter“ (Lexicon Mediae Latinitatis s.v. cophinus). Die ursprüngliche Form mit n-Suffix existierte im Französischen ebenfalls: frz. coffin m. bezeichnete eine bestimmte Art von Korb; daraus entlehnt ist auch mengl. cofine, coffyne „Korb, Kiste, Behälter; Sarg“. Im Neuenglischen hat sich die Bedeutung von coffin auf „Sarg“ eingeengt. Lat. cophinus ist seinerseits ein Lehnwort aus griech. kóphinos „Korb“ (OED s.v. coffin), das bisher einer Etymologie entbehrt. Vielleicht ist das Wort aus dem Verb hebr. kåbăn „binden, zusammenziehen“ mit einer nominalen Bildung wie in akkad. habannutu „Behälter“ übernommen (zum Auslaut vgl. akkad. labanātu > griech. líbanos „Weihrauch“, Salonen 1974: 143).

Literatur:
Duden = Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Hg.) 2000: Duden – Das große Wörterbuch. Mannheim: Verlag Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG. CD-ROM auf der Basis der 3., völlig neu bearb. und erw. Auflage der Buchausgabe in 10 Bänden (1999). 
Goebel, Ulrich/Reichmann, Oskar 1986–: Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Begr. von Robert R. Anderson, Ulrich Goebel, Oskar Reichmann. Bd. 1–. Berlin u.a.: de Gruyter.
DWb = Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag. Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main: Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
Lacomblet, Theodor Joseph / Harless, Waldemar: Archivfür die Geschichte des Niederrheins, Bd.1 Sprach- und Rechtsalterthümer, Köln 1831/32.
Lexicon Mediae Latinitatis. http://linguaeterna.com/medlat/.
OED = Oxford English Dictionary. www.oed.com. 
Salonen, Erkki 1974: „Über einige Lehnwörter aus dem Nahen Osten im griechischen und Lateinischen“. Arctos (Acta Philologica Fennica) 8: 139-144. 
Stackmann/Haustein 2002: Haustein, Jens/Steinmetz, Ralf-Henning 2002: Studien zu Frauenlob undHeinrich von Mugeln. Festschrift fur Karl Stackmann zum 80. Geburtstag. Freiburg/Schweiz: Universitatsverlag. 

Autorin: Sabine Ziegler