Etymology

Löffel

Löffel m. „(metallenes) (Ess)gerät, an dessen unterem Stielende eine schalen­artige Vertiefung sitzt und das zur Aufnahme von Suppe, Flüssigkeiten, zur Zuberei­tung von Speisen o.Ä. verwendet wird“ ist seit althochdeutscher Zeit belegt: ahd. leffil, lephil m. (glossiert lat. coc(h)lear „Löffel“), mhd. leffel, nhd. Löffel (mit Rundung des e seit dem 14. Jh., erster Beleg loͤffel in der Glosse 4,184,23 Wien, 14. Jh., nach AhdWb), asächs. lepil, mndd. lēpel, leppel, mndl. lēpel, nndl. lepel alle „Löffel“ (Lühr 1988: 370). Sie sind Ableitungen mit dem Nomina instrumenti bildenden Suffix german. -la, -ila- zu einem Verb ahd. laffan „lecken“, mhd. laffen, leffen, mndd. mndl. lāpen „lecken, schlürfen“. German. *lapila- bedeutete also „Instrument zum Ablecken, Schlürfen“. In anderen Sprachen sind be­legt: griech. láptein „schlürfen, gierig trinken“, laphússein „verschlingen“, lat. lam­bere „lecken“, lit. lapénti „gierig herunterschlingen“, die eine uridg. Wurzel *leh2P‑ (de Vaan 2008: 324) zu rekonstruieren erlauben; der wurzelschließende Labial ist nicht ermittel­bar, da die Sprachen unterschiedliche Labiale zeigen: German. *lap- weist auf uridg. *lh2b-, das auch in lat. lambere vorliegen kann (hier wäre jedoch auch eine Form vorurital. *lambh- mit fest gewordenem n-Infix möglich); griech. laphússein lässt eine Rekon­struktion uridg. *lh2bh- zu (zu der auch lat. lambere stimmern könnte); lit. lapénti und griech. laptein gehen auf eine Wurzelform *lh2p- zurück. Air. loimm n, ntr. „Schluck, Mundvoll“ kann noch als o-stufige Form *loh2p/b/bh-s-men-/mon- mit Ost­hoff­scher Vokalkürzung dazu gehören.

Literatur:
Beekes, Robert S.P. 2009: Etymological Dictionary of Greek. Amsterdam: Brill.
De Vaan, Michiel 2008: Etymological Dictionary of Latin and the other Italic Languages. Leiden, Boston: Brill. (Leiden Indo-European Etymological Dictionary Series 7).
Dictionary of the Irish Language. Electronic version: http://www.dil.ie/. 
Goebel, Ulrich/Reichmann, Oskar 1986–: Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Begr. von Robert R. Anderson, Ulrich Goebel, Oskar Reichmann. Bd. 1–. Berlin u.a.: de Gruyter.
Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag. Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main: Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
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Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Kroonen, Guus 2013: Etymological Dictionary of Proto-Germanic, Leiden-Boston: Brill.
Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie 1988–: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Lühr, Rosemarie 1988: Expressivität und Lautgesetz im Germanischen. Monographien zur Sprachwissenschaft 15. Heidelberg: Winter. 
Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. 3 Bde. Leipzig 1854-1866. Online auch unter http://woerterbuchnetz.de/BMZ/
Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872-1878.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Reichert.

Autorin: Sabine Ziegler