Möbel
Möbel n. (meist im Plural die Möbel verwendet) bedeutet "bewegliche
Habe an Hausrat" und ist aus frz. meuble "dss." entlehnt. Die ursprüngliche Bedeutung des frz.
Wortes meuble < afrz./mfrz. mueble ist „bewegliche Güter": Es stammt aus lat. mobilis
„beweglich“ mit kurzem o statt korrektem lat. mōbilis;die Verkürzung des Tonvokals beruht auf Einwirkung des zugrunde liegenden lat.
Verbs movēre „bewegen“ (REW 5624). Die regelgerechte langvokalische Form lat. mōbilis ist in afrz.
mouble „beweglich“ sowie in obwald. muvel „Viehbestand“ und engad.
muagl(a) „Vieh“ fortgesetzt. Letztlich liegt dem Ausdruck eine lateinische Phrase rēs mōbiles
„bewegliche Habe (an Hausrat und Vieh)“ als juristischer terminus technicus
zugrunde. Die Bedeutung von frz. meuble wird im Deutschen ab dem 17. Jh. auf
die Bezeichnung von „Haushaltsgegenstand, Hausrat (ohne Vieh)“ (so z.B. meubles, hauszrath; Böckler
1668: 1027, nach DWb; mobilien, die meubles oder das haußgeräthe; Seriander 1739: 103, nach DWb) eingeengt und mit Anpassung der Pluralendung (Meublen, 1688) und Umlautschreibung
(Möbeln, 18. Jh.; Möbel, 19. Jh.) zunehmend
eingedeutscht. Im Gegenwartsdeutschen schließlich wird Möbel mit
„Einrichtungsgegenstand, mit dem ein Raum ausgestattet ist, damit er
benutzt und bewohnt werden kann, der zum Sitzen, Liegen, Aufbewahren
von Kleidung, Wäsche, Hausrat dient“ paraphrasiert (Duden s.v.). Geschirr, Leuchtmittel und andere Haushaltsutensilien sind nunmehr ebenfalls
aus dem Denotationsbereich von Möbel verschwunden.
Der früheste Beleg für das aus afrz./mfrz. mueble „bewegliche
Habe (an Hausrat und Vieh)“ entlehnte Wort Möbel steht in einem
Rechtstext des Gebiets Obermosel aus dem Jahre 1462: so sullen und mügen sy anders wo hin zehen, wanderen, faren und flyessen
in andere lande, hinder ander herren, und iren mubel und guder mit
in furen sonder storung jmantz. (Grimm, Weisthümer 2, 241 f.) „So sollen und mögen sie anderswohin ziehen, wandern, zu Lande oder zu
Wasser fahren in andere Länder, zu anderen Herren, […] und ihre Möbel
und Güter mit sich führen, ohne dass sie durch jemanden gehindert werden.“
Literatur:
De Vaan, Michiel 2008: Etymological Dictionary of Latin and the other Italic Languages. Leiden, Boston: Brill. (Leiden Indo-European Etymological Dictionary Series 7).
Duden = Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Hg.) 2000: Duden – Das große Wörterbuch.
Mannheim: Verlag Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG.
CD-ROM auf der Basis der 3., völlig neu bearb. und erw. Auflage der
Buchausgabe in 10 Bänden (1999).
DWb = Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch.
Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck
der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag.
Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main:
Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
Georges, Karl Ernst: Lateinisch-deutsches Handwörterbuch.
Bd. I 1837; Bd. II 1838. Leipzig: Hahn’sche Verlagsbuchhandlung.
Elektronische Edition. Berlin: Directmedia Publ. (Digitale Bibliothek
69)
Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
REW = Meyer-Lübke, Wilhelm: Romanisches etymologisches Wörterbuch, 1911, 6. Aufl. Heidelberg 1992.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen.
Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb.
von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2.,
erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix.
Wiesbaden: Reichert.
Autorin: Sabine Ziegler