Etymology

Wand

Neben Wand f. „senkrecht stehende, raumbildende und -abtrennende Fläche“ < ahd. want st. f. (i-St.) „Wand“ (8. Jh.) stehen mndd., mndl. want, ndl. wand < urgerman. *wandi- f. und got. wandus „Rute“, anord. vǫndr m. „Zweig, Stock, Ru­te“ < urgerman. *wandu- m. Diese beiden Substantivableitungen lassen sich mit der Ver­bal­wurzel uridg. *u̯endh- „(um)winden“ (got. -windan „winden, flechten“, ahd. win­tan [8. Jh.]) verbinden. Auszugehen ist dann für *wandi- von einer Grund­bedeutung „(aus Zweigen) Geflochtenes“. Diese Bedeutung passt zum archäo­logischen Befund für germanische Häuser, denn diese hatten aus Zweigen gewundene oder geflochtene Wände, die mit Lehm bestrichen wurden. Die Ableitung *u̯andu- erkärt sich gleichfalls als „(aus Zweigen) Geflochtenes“. Zu deverbalen Adjektiven mit i- bzw. u-Suffix vgl. Krahe/Meid 1967: 66 f.; 68 f.
Benennungsmotiv für die Grundbedeutung und die Bezeichnung im Wortfeld „Haus“: <IST: Flechtwerk>

Kluge, Friedrich 2002: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 24., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter, s.v. Wand.
Krahe, Hans/Meid, Wolfgang 1967: Germanische Sprachwissenschaft. Bd. 3: Wortbildungslehre. Berlin: de Gruyter.
LIV: Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert-Verlag, *ṷendh-.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl., s.v. Wand.

Autorin: Bettina Bock