Etymologie

Assoziation

Das Substantiv Assoziation bildet als Nomen actionis/Nomen rei actae mit assoziieren eine Wortfamilie. Das Verb wurde als reflexives Verb sich assozieren (in älterer Schreibweise sich associieren) „sich zusammenschließen, verbinden“ im 16. Jh. aus gleichbedeutendem (m)frz. s’associer entlehnt. Der transitive Gebrauch des Verbs „(spontan) Vorstellungen mit etwas verknüpfen“ kam verbreitet erst im 20. Jh. mit der Verwendung des Substantivs Assoziation in der Psychologie und unter dem Einfluss von engl. to associate „assoziieren, verbinden“ auf; es gab allerdings Vorläufer, vgl.: Fürs erste sind es keine Ideen, welche assoziiert werden (Hegel 2004: 42002). Das französische s’associer geht auf lat. associāre „vereinigen, hinzugesellen“ < ad „zu“ + sociāre „vergesellschaften, vereinigen, verbinden“ zurück. Die Basis ist das Simplex lat. sociāre, ein Denominativum zu socius, ‑ī m. „zugesellt; Gesellschafter, Gefährte“ (Substantivierung eines Zugehörigkeitsadjektivs „zur Gefolgschaft gehörig“ mit Suffix ‑ii̯o- zu einem Kollektivum *sok- oder *sok-eh2- „Gefolgschaft“, vgl. Meiser 1998: 98, die zu lat. sequī „folgen“ < uridg. *sek- „sich anschließen“ gehören, vgl. zur Wurzel LIV s.v.).
Das Substantiv Assoziation wurde Anfang des 17. Jh. aus frz. association „Vereinigung, Verbindung“ entlehnt, wobei sich wie beim Verb die am Französischen/Lateinischen orientierte Schreibweise Association bis ins frühe 20. Jh. hielt. Das Benennungsmotiv für das Wort, das im klassischen Latein nicht belegt ist, ist die Verbundenheit von Menschen oder Staaten. In der 1. Hälfte des 19. Jh. spielte das Wort in England und Frankreich eine wichtige Rolle im politischen Kontext, als Arbeiter sich in associations zusammenschlossen. Nach diesem Vorbild entstand dann auch in Deutschland z. B. die Association der Cigarren-Arbeiter Deutschlands (Gründung 1848 und damit zugleich eine der ältesten Gewerkschaften Deutschlands). Im Englischen entwickelte sich sekundär die Bedeutung „Verbindung von Vorstellungen“: 1700 J. Locke Ess. Humane Understanding (new ed.) ii. xxxiii. 222 That there are such Associations of them [sc. ideas] made by Custom in the Minds of most Men, I think no Body will question (OED s.v. association).Vgl. auch association, vergesellschaftung der ideen (Leibnitz [sic] [1646–1716] 2, 315; DWb s.v. Vergesellschaftung). Der Grundgedanke für diese Begriffsbildung dazu findet sich allerdings bereits bei Platon im „Phaidon“ (Kap. 18 f.). Davon ausgehend wurde das Wort insbesondere zum Terminus der Assoziationspsychologie, die vor allem in der 2. Hälfte des 19. Jh. von Bedeutung war. Vorläufer dafür finden sich bei den Philosophen der Aufklärung, vgl.: Die bloße Association der Begriffe thut bey den Thieren in solchen Fällen eben das, was die Erfahrung bey dem gemeinen Haufen der Menschen, und bey den Weltweisen die Vernunft verrichtet (Mendelssohn 2004: 19611). Ein weiteres Mitglied der Wortfamilie ist das jüngere Nomen actionis Assoziierung f. „vertraglicher Zusammenschluss“ (2. Hälfte 18. Jh.). Im Weiteren verbunden sind Sozialität und Sozietät (siehe dort).

DWb: Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag. Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main: Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 2004: : Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse. In: Philosophie von Platon bis Nietzsche. 3. Ausgabe. Berlin: Directmedia. (Digitale Bibliothek; 2).
Kluge, Friedrich 2002: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 24., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter, s.v. assoziieren.
LIV: Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert-Verlag.
Meiser, Gerhard 1998: Lateinische Laut-und Formenlehre. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
Mendelssohn, Moses 2004: Morgenstunden oder Vorlesungen über das Daseyn Gottes. In: Philosophie von Platon bis Nietzsche. 3. Ausgabe. Berlin: Directmedia. (Digitale Bibliothek; 2).
OED: Oxford English Dictionary. www.oed.com.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl., s.v. assoziieren.
Schulz, Hans/Basler, Otto: Deutsches Fremdwörterbuch. Begonnen von Hans Schulz, fortgeführt von Otto Basler. 2. Aufl., völlig neubearb. im Inst. für Deutsche Sprache. Bd. 1–. Berlin, New York: de Gruyter, s.v. Assoziation.
La Trésor de la Langue Française informatisé. http://atilf.atilf.fr, s.v. association.

Autorin: Bettina Bock