Etymologie

Bank

Bank f. „Bank, Sitzgelegenheit“ ist schon im Althochdeutschen als banc stm./stf. (i-St.) bezeugt (vgl. AhdWb s.v. banc, das lat. scamnum „Lehne, Bank, Schemel“ und fulcrum „Bettgestell, Ruhelager, Sofa“ glossiert. Ahd. banc bezeichnet im Gegensatz zu stuol (siehe unter Stuhl) auch eine niedere Sitzbank von Untergebenen). Dazu stimmen as. bank m., aengl. banc, benc m. und aisl. bekkr m. „Bank“, die alle auf einen urgerman. i-St. *banki- m. (< uridg. Transponat *bhangi- oder *bhongi-) zurückgehen. EWA I: 458 rekonstruiert eine Wurzel uridg. *bheg-/ bhog- mit einem auch im Nomen festge­wordenem n-Infix *bhong- „biegen, wölben“; doch bedeutet die Wurzel nur „brechen, zerbrechen“ (die Literaturangaben von EWA I: 458 zu ahd. banc weisen alle nur auf die Wurzel *bheg- „brechen“. Vgl. auch LIV²: 66 f. und IEW: 114 f.), die Annahme einer Bedeutung „biegen, wölben“ bleibt somit ad hoc. Im Mittelhochdeutschen bedeutet banc m./f. nicht nur „Sitz­gele­genheit, Bank“, sondern auch „Tisch“. Dies zeigen neben Belegen wie siz an dînen banc (Pfaffe Konrad, Rolandslied 47,8 (12. Jh.), nach MhdWb s.v.) „setz dich an deine Bank (d.h. an deinen Tisch)“ auch Kom­posita wie wëhsel­banc „Tisch der Geldwechsler“, lederbanc „Tisch, an dem Leder­waren zum Verkauf angeboten werden“ und vleischbanc „Tisch, an dem Fleisch ver­kauft wird“. Das verdeutlichende Kompositum sitzebank (Das Leben der heiligen Elisabeth 4828 (um 1300), nach MhdWb) „Bank zum Sitzen“ wie­derum rekur­riert auf die Funktion als Sitzgelegenheit. Neben dem i-St. ist in aengl. banca m. „Lager, Bett“ auch ein n-St. bezeugt und im Neuenglischen erscheint als Fortsetzer des i-St. das Wort bench „(Sitz-)Bank, Richterbank, Arbeitsbank, Ruder­bank“ (entlehnt ins Mittel- und Neuirische als bein(n)se „Sitzbank, Tisch; Richter­bank“), als Fortsetzer des n-Stammes das Wort bank „Erdwall, Uferbank, Sandbank“; dazu stimmt das anord. bakki m. „Hügel, Flussufer“. Die Bedeutungsbreite „Tisch, Sitzbank; Ufer, Wolken­bank“ zeigen auch andere germanische Sprachen, etwa norw. dial. benk „Fel­senab­bruch, Fel­senterrasse“. Aufgrund dieser Bedeutungsvielfalt ist die Annahme einer semantischen Ent­wick­lung eines Transponats urgerman. *ƀanko- (< uridg. *bhongo-) „Abbruch“ > „Uferbank, Erdwall, Felsenterrasse“ (gegen EWA I: 458) durchaus möglich; in ähnlicher Weise hat sich die Bedeutung von Bord (siehe dort) entwickelt. Das althochdeutsche Wort banc ist in die ro­manischen Sprachen als it. banco m. „Sitzbank; Ladentisch, Tresen“, banca f. „(Geld‑)Bank; Erdwall“ und mit Suffixerweiterung als frz. banquette „Bank (ohne Rückenlehne), Gesims, Fen­sterbrett“, weiter ins Lit. als benkìs „Bank; Schemel“ und ins Russ. als banka „Ruderbank; Sandbank“ entlehnt.

Literatur:
AhdWb = Karg-Gasterstädt, Elisabeth u.a. 1952–: Althochdeutsches Wörterbuch. Auf Grund der von Elias von Steinmeyer hinterlassenen Sammlungen im Auftr. der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig bearb. von Elisabeth Karg-Gasterstädt und Theodor Frings. Bd. 1–. Berlin: Akad.-Verl.
EWA = Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie 1988–: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
IEW = Pokorny, Julius 20024: Indogermanisches etymologisches Wörterbuch. 2 Bde. Bern, Stuttgart: Francke. 
LIV² = Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Reichert.
MhdWb = Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. 3 Bde. Leipzig 1854-1866. Online auch unter http://woerterbuchnetz.de/BMZ/ 

 Autorin: Sabine Ziegler