Etymologie

Beweis

Beweis m. „Nachweis dafür, dass etwas zu Recht behauptet, angenommen wird; Ge­samt­heit von bestätigenden Umständen, Sachverhalten, Schlussfolgerungen“ ersetzt im 16. Jh. (FrnhdWb s.v. beweis) ein mhd. Abstraktum bewīsunge f. „Beweis (vor Gericht)“ (der älteste ermittelbare Beleg steht im Schwabenspiegel (1275/76, Kap. 169): die bewīsunge die hat doch nit krafft „Dieser Beweis ist nicht rechtskräftig“). Die Basis bildet ahd. wīsen sw.v. „weisen, bringen, zeigen, führen, rufen, einladen, einberufen, berufen, auffordern, ausführen, kundtun, belehren, anweisen“ (die starke Flexion von nhd. bewei­sen, bewies ist erst im Frühneuhochdeutschen aufgekommen), asächs. wīsian, anord. vísa, aengl. wīsan „zeigen, anweisen, ausführen“ (dazu das Nomen agentis wīsa m. „Anführer“), afries. wīsa „zeigen, weisen“, Verben, die auf eine urgerman. Wurzel *wīs- „weisen, zeigen, ausführen, tun“ deuten. Diese Wurzel wird mit uridg. *eid- „wissen“ in Verbindung gebracht, muss dann aber eine s-Erweite­rung (wie lat. vīso „besichtigen“ < uridg. Desiderativ *eid/id-s-) sein. Ahd. weizen, weizzen „anzeigen, zeigen, hinweisen“ < urgerman. *waitjan geht auf ein uridg. Kausativ *oid-ée/o- „jemanden etwas wissen lassen“ zurück, aber dieses Wort ist bereits im Mittelhochdeutschen verschwunden. 

Literatur:
Goebel, Ulrich/Reichmann, Oskar 1986–: Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Begr. von Robert R. Anderson, Ulrich Goebel, Oskar Reichmann. Bd. 1–. Berlin u.a.: de Gruyter. 
Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Kroonen, Guus 2013: Etymological Dictionary of Proto-Germanic, Leiden-Boston: Brill.
LIV² = Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Reichert.
Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie 1988–: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Mayrhofer, Manfred 1992–2001: Etymologisches Wörterbuch des Altindoarischen. 3 Bde. Heidelberg: Winter.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
 
Autorin: Sabine Ziegler