Etymologie

Bord

Bord n. „Wandbrett, Ablagebrett“ ist im Althochdeutschen als bort st. n. (a-St.) „Brett, Planke, Metallplättchen, Holzfurnier“ (als Simplex nur in Glossen für lat. costa „Rippe (beim Schiff), Planke“, bractea „Metallplättchen, Holzfurnier“, nervus „(u.a.) Riemen, Fessel“ (AhdWb s.v.) sowie in den Komposita bordremum „Brettrand, Plankenrand; Ritze, Spalte“ (AhdWb s.v.)) neben bort st. m. (a-St.) „Rand, Kante, Einfassung“ belegt; beide Wörter haben sich nicht nur im Althochdeutschen, sondern auch in anderen germanischen Sprachen vermischt, vgl. mhd. bort m. n. „Rand, Schiffs­­rand; Brett“, as. bord m. oder n. „(Schiffs-)Rand; Schild, Brett“, mndd. bōrt m. f. n. „Rand, Schiffsrand; Tisch, Brett, Planke“, mndl. boort, bort, nl. boord n. m. „Schiffsdeck, Brett; Rand“, aengl. bord n. „Brett, (Schiffs)planke, Schiffsdeck, Tisch, Schild“, nengl. board, anord. borð n. „Brett, Schiffsplanke, Tisch“, got. fōtubaúrd n. „Fuß­­brett, Fußbank“ (Niedballa 2001). Die Fügung an Bord „an Deck“ ist seit dem 15. Jh. bekannt. Bordstein m. „Rand­stein des Bürgersteigs“ ist erst im Neuhochdeutschen aufgekommen, das Ältere Neuhochdeutsche kennt nur die Bedeutung „Schiefer oder andere Steine, mit denen der Rand des Daches gedeckt wird“ (DWb s.v.; siehe noch Lühr 1982: 723 mit Anm. 3). Die ab dem Älteren Neuhochdeutschen bezeugte Form Bord mit auslautendem -d ist eine Entlehnung aus dem Niederdeutschen bzw. Niederlän­dischen. Alle oben angeführten Formen gehen auf eine urgerman. Bildung *ƀurđa- < uridg. *bhdho- zurück, die im Ablaut mit Brett < urgerman. *ƀređa- < uridg. *bhredho- steht. EWA nimmt eine dh-Erweiterung mit Änderung der Ab­lautstelle zur Wurzel uridg. *bher- „schneiden“ an. Diese nur im Italischen (?), Kel­tischen und Germanischen bezeugte Neo­wur­zel *bhredh- „(Holz) schneiden“ ist aber gegen EWA von gr. pérthō „erbeuten, einnehmen“ zu trennen (zum Ansatz dieser Wurzel als uridg. *bherdhh1- vgl. Janda 2000: 240 ff.). Die keltischen Sprachen zeigen eine urkelt. Nominalbildung *brodinā- mit o-Ablaut der Wurzel in air. bruiden „Fest­halle“ (< *„Bretterbau“; LEIA B: 103. Dort zitiertes ai. bardhaka- oder bardhaki- „Zimmermann“ existiert nicht. Eine seman­tische Parallele ist dt. Zimmer aus *„Bauholz“ (vgl. engl. timber; Lühr 1997: 31 f.). Das Umbrische bietet Verbformen wie furfant (3.Pl.Prät.) und efurfatu (3.Sg.Imptv. II, mit Präverb), deren Bedeutung jedoch nicht gesichert ist; üblicherweise wird „(in einen Bretterschuppen) einpferchen“ über­setzt. Die meisten Etymologien zu den umbrischen Formen beziehen jedoch die Be­deutung aus den eben angeführten keltischen und germanischen Wörtern (Untermann 2000: 302 ff.).

Literatur:
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Janda, Michael 2000: Eleusis. Das indogermanische Erbe der Mysterien. IBS 96, Innsbruck: Institut für Sprachwissenschaft. 
Karg-Gasterstädt, Elisabeth u.a. 1952–: Althochdeutsches Wörterbuch. Auf Grund der von Elias von Steinmeyer hinterlassenen Sammlungen im Auftr. der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig bearb. von Elisabeth Karg-Gasterstädt und Theodor Frings. Bd. 1–. Berlin: Akad.-Verl. 
Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Kroonen, Guus 2013: Etymological Dictionary of Proto-Germanic, Leiden-Boston: Brill.
Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie 1988–: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Lühr, Rosemarie 1982: Studien zur Sprache des Hildebrandlieds. Frankfurt/Main: Peter Lang, 2. Bde.
Lühr, Rosemarie 1997: „Haus und Hof im Lexikon des Indogermanischen“. In: Beck, Heinrich/Steuer Heiko (Hgg.): Haus und Hof in vor‑ und frühgeschichtlicher Zeit. Bericht über zwei Kolloquien der Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas, vom 24. bis 26. Mai 1990 und 20. bis 22. November 1991 (34. und 35. Arbeitstagung). Gedenkschrift für Herbert Jankuhn. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Philologisch-Historische Klasse, Folge 3, Nr. 218). 26–49. 
Mayrhofer, Manfred 1992–2001: Etymologisches Wörterbuch des Altindoarischen. 3 Bde. Heidelberg: Winter.
Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. 3 Bde. Leipzig 1854-1866. Online auch unter http://woerterbuchnetz.de/BMZ/
Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872-1878.
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Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
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Untermann, Jürgen 2000: Wörterbuch des Oskisch-Umbrischen. Heidelberg: Winter. 
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Autorin: Sabine Ziegler