Etymologie

Club

Das Wort Klub (auch: Club) m. „(geschlossene) Vereinigung mit politischen, geschäftlichen, sportlichen oder anderen Zielen; Freundes-, Bekanntenkreis, Clique“ ist aus engl. „geschlossene (Männer-)Gesellschaft“ entlehnt, vgl. die Verwendung des englischen Phraseologismus aus der Mitte des 18. Jh.: clubschon ist mehr unterschied unter ihren izigen schriftstellern und dem celebrated club of authors aus der zeit der königin Anna (Sturz 1, 2, DWb s.v. jetzig). Klub ist zunächst vorwiegend in Nord- und Mitteldeutschland belegt, wenngleich nicht ausschließlich, wie eine Anmerkung im DWb s.v. Klub zeigt: SCHUBART [1739 Obersontheim – 1791 Stuttgart, B.B.] schreibt 1785 in bezug auf die unbefugte Schweizer sammlung seiner gedichte: ich glaube also dasz wir mit der anzeige (der rechtmäszigen ausg.) eilen müszen, um diesen clubb tükischer samler meiner arbeiten, die wie räuber in gebüschen lauren, auseinander zu stöbern. leben 2, 203 (noch mit lat. schrift), gleich sippschaft, gesinde. Eine frühe Anglizismen-Kritik übt Adelung s.v. Clubb: Der Clubb, des -s, plur. die -s, eine Gesellschaft mehrerer Personen zu einer gewissen Absicht; ein erst in den neuesten Zeiten ohne alle Noth aus dem Engl. Club erborgtes Wort.
Der Bezug auf politische Vereinigungen erfolgte unter französischem Einfluss, vgl. RICHTER. So werd ich's euch wohl erklären müssen. Das ist eine Freiheitsmütze. Das ist eine Nationalkokarde. Eine schöne Entdeckung! Nun steht ihr da und verstummt, weil es zu deutlich ist. – In diesem Hause ist also der Klub der Verschwornen, die Zusammenkunft der Verräter, der Sitz der Rebellen? (Goethe, Der Bürgergeneral, Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, S. 49511, Digitale Bibliothek; 1). Von besonderer Geltung waren dabei die Bezeichnungen für die politischen Klubs der Französischen Revolution, die in Deutschland aufgegriffen wurden, vgl. die Anmerkung im DWb ebd.: der anfänglich üble sinn, der durch den Jacobinerclub angefrischt wurde, ist jetzt daraus gewichen, es gilt in aller würde und unentbehrlich z. b. als politischer klub, leseklub, spielklub, schachklub, skatklub u.s. w., wochenklub, sommerklub (GÖTHE 15, 261), montagsklub, dienstagsklub u. s. w., hexenklub (MATTHISSON die gnomen), gesprochen klup nach der alten deutschen regel des auslauts.
Die Etymologie des Wortes ist semantisch schwierig. Das englische Wort bedeutet eigentlich „Keule“. Mengl. clubbe ist aus anord. klubba „Knäuel, Knüppel“ entlehnt (früheste Bezeugung 1275, OED s.v. club.). Die Bedeutung „Ansammlung, Versammlung“ findet sich gemäß OED ebd. erstmalig 1648. Vermutet wurde ein Einfluss durch das vom Substantiv abgeleitete Verb to club „mit der Keule schlagen“, das in Belegen ab 1625 eine Entwicklung „etwas in der Form einer Keule formen“ > „eine Masse formen“ zeigt (vgl. OED ebd.). Daraus ergibt sich für die „soziale Gemeinschaft“ als Benennungsmotiv: Ansammlung.
Das anord. klubba f. „Knüttel, Keule“ geht nach Lühr 1988: 295 f. auf urgerm. * klubbōn- zurück, das vielleicht mit der Bedeutung „Abgespaltenes“ mit der Wurzel urgerm. *kleu̯ƀ- < uridg. *g/ĝleu̯bh- „ausschneiden, spalten“ (vgl. LIV s.v.) zu verbinden ist.

Adelung: Adelung, Johann Christoph 1793-1801: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. Leipzig. Elektronische Volltext- und Faksimile-Edition nach der Ausgabe letzter Hand. Berlin: Directmedia 2004. (Digitale Bibliothek 40). online unter http://woerterbuchnetz.de/Adelung/.
DWb: Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag. Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main: Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
Kluge, Friedrich 2002: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 24., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter, s.v. Klub.
LIV: Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert-Verlag.
Lühr, Rosemarie 1988: Expressivität und Lautgesetz im Germanischen. Monographien zur Sprachwissenschaft 15. Heidelberg: Winter.
OED: Oxford English Dictionary. www.oed.com, s.vv. club n., club v.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl., s.v. Klub.

Autorin: Bettina Bock