Dieb
Dieb m. „Räuber, einer, der fremdes Eigentum entwendet“, ahd. diob, thiob,
m. (a-St.), mhd. dieb, diup, frnhd. dieb geht mit asächs.
thiob, got. þiufs, anord. þjófr, aengl. þēof und
anderen (dazu ausführlich EWA II: 665ff.) auf urgerman. *þeuƀa- m.
„Dieb“ zurück. urgerman. *þeuƀa- setzt eine vorurgermanische Bildung *tep-ó- zu einer uridg. Wurzel *tep-/*tup- „sich
niederkauern, klein machen“ fort. Der Dieb ist dann derjenige, der sich kleinmacht
bzw. versteckt oder lauert. Das semantische Merkmal <IST: heimlich> begegnet
auch in air. airchell „Diebstahl“, airchellad „Dieb“ und dem Verb
ar:cela „stehlen“, Ableitungen von der air. Wurzel cel-
„verbergen, verstecken“ < uridg. 1. *kel- „verbergen“ (s. Hehler).
Das Bedeutungsmerkmal <IST: heimlich> ergibt sich aus dem Merkmal
<RESULTAT AUS: Niederkauern/sich Verstecken/Lauer>. Diebstahl
„heimliches Entwenden fremden Eigentums; Stehlen“, mhd. diupstāle f., diepstāl
f. enthält als Kompositionsvorderglied ein sekundär an Dieb angeglichenes
Wort ahd. thiuba f., mhd. diube f., änhd. Deube f. „Diebstahl,
Gestohlenes“ und als zweites Kompositionsglied ahd. stāla f. (Abstraktum
zu stehlen). Das Kompositum bedeutete so „das Stehlen des Diebesgutes“.
Literatur:
Darms, George 1978: Schwäher und Schwager, Hahn und Huhn. München: Kitzinger.
Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Kroonen, Guus 2013: Etymological Dictionary of Proto-Germanic, Leiden-Boston: Brill.
Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie 1988–: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen.
Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb.
von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2.,
erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix.
Wiesbaden: Reichert.
Autorin: Sabine Ziegler