Eid
Eid m. „nach fester (Eides)formel geleistete feierliche Bekräftigung einer
Aussage vor einer zuständigen Instanz; Schwur (vor zuständiger Instanz,
besonders vor Gericht)“, ahd. eid m. (a-St.), mhd. eid
geht mit got. aiþs, aisl. eiðr und anderen germanischen Kognaten auf eine urgerman. Form *aiþa- < uridg. *h1oito-
zurück, die ebenfalls in air. oeth o, m. „Eid, Schwur“ sowie in
kymr. anudon „Meineid“ (< kelt. *an-oit-°) bezeugt ist und
einen Bedeutungswandel *„Gang“ → „Eidgang“ nahelegt. Meineid „Eid, mit dem wissentlich, vorsätzlich etwas Unwahres
beschworen wird“, ein Kompositum aus ahd. mein n. (a-St.)
„Frevel, Übeltat, Schande, Verbrechen“, ist bereits in ahd. meineid
„falscher Eid“ bezeugt. Dort bedeutet mein n. a-St. „Verbrechen,
Frevel, Sünde“ und stammt zusammen mit asächs. mēn
st.n. „Frevel, Übeltat, Verbrechen, Sünde; Meineid“,
mndd. mēin, mēn-, nndl. mein- in meineed „Meineid“,
afries. mēn n., nwestfries. mein- in meineed, aengl. mán n.
„Frevel, Verbrechen, Bosheit, Schuld, Sünde; Meineid“, aisl. mein n. „Schaden, Hindernis“ < urgerman.
*mana‑ < uridg. *(h2)mo-no- zurück. Das Wort gehört zur Wz.
uridg. *(h2)me- „wechseln, tauschen; ändern“. Eine ähnliche Bedeutungsentwicklung „tauschen, handeln“ > „betrügen,
Übles tun“ liegt in täuschen (< mhd. tiuschen „handeln;
betrügen“), einer Nebenform von tauschen, vor. Zu der uridg. Wurzel *(h2)me- „wechseln, tauschen; ändern“ gehört ferner
das Adjektiv gemein, dessen Denotationsbreite im
Neuhochdeutschen von „gemeinsam“ und „allgemein, durchschnittlich“ über
„frech, unverschämt“ bis „bösartig“ reicht.
Literatur:
Goebel, Ulrich/Reichmann, Oskar 1986–: Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Begr. von Robert R. Anderson, Ulrich Goebel, Oskar Reichmann. Bd. 1–. Berlin u.a.: de Gruyter.
Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch.
Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck
der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag.
Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main:
Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
Karg-Gasterstädt, Elisabeth u.a. 1952–: Althochdeutsches Wörterbuch.
Auf Grund der von Elias von Steinmeyer hinterlassenen Sammlungen im
Auftr. der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig bearb. von
Elisabeth Karg-Gasterstädt und Theodor Frings. Bd. 1–. Berlin:
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Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Kroonen, Guus 2013: Etymological Dictionary of Proto-Germanic, Leiden-Boston: Brill.
Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie 1988–: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Mittelhochdeutsches Wörterbuch.
Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet
von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. 3 Bde. Leipzig 1854-1866.
Online auch unter http://woerterbuchnetz.de/BMZ/
Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872-1878.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen.
Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb.
von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2.,
erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix.
Wiesbaden: Reichert.
Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Hg.) 2000: Duden – Das große Wörterbuch.
Mannheim: Verlag Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG.
CD-ROM auf der Basis der 3., völlig neu bearb. und erw. Auflage der
Buchausgabe in 10 Bänden (1999).
Autorin: Sabine Ziegler