Ermittlung
Ermittlung f. „Nachforschung, polizeiliche Untersuchung“ ist erst im Älteren Neuhochdeutschen
entstanden, der erste ermittelbare Beleg stammt aus dem Jahre 1843 (Selbst im Civilproceß wird man Bedenken
tragen, die Berathung und Abstimmung des Gerichts vor dem Publicum geschehen zu
lassen, und wenn im Criminalproceß der Hauptverhandlung auch nur eine
vorläufige Untersuchung zur Ermittlung der Schuld vorhergeht, sey es um
ein Geständniß zu erlangen oder um Indicien zu sammeln, so wird die volle
Publicität dabei nicht wohl statt haben können, wenn auch die spätere
Wiederholung aller relevanten Handlungen nöthig ist (Georg Beseler, Volksrecht
und Juristenrecht, Leipzig 1843, nach DWDS). Ermittlung, ein Abstraktum zum Verb ermitteln „durch [geschicktes] Nachforschen
herausfinden, feststellen; polizeiliche Untersuchungen durchführen“, ist wie
das Verb erst ab dem 19. Jh. bezeugt (Der erste ermittelbare Beleg für diese
eingeengte rechtssprachliche Bedeutung ist In dem Tumult waren so viele
Streiche gefallen, dass der des Todtschlages schuldige Matrose sich nicht ermitteln
liess; um die Chinesen aber zu beschwichtigen, beschloss das Comite, einen, der
besonders heftig um sich gehauen hatte, in Gewahrsam zu behalten (Albert
Berg, Die preussische Expedition nach Ost-Asien, Bd. 3. Berlin 1873,
nach DWDS und DTA). Das Verb ermitteln wiederum ist von Mittel n.
„Durchschnitt(swert), Hilfe, Maßnahme, Arznei“ abgeleitet und bedeutete zuerst
„den Mittelpunkt, Durchschnittswert herausfinden“. Mittel gehört zu Mitte
< urgerman. *medjōn- f. und letztlich zum uridg. Adjektiv
*medho- „Mitte; mittlerer“ (Pfeifer s.v. Mittel; vgl. EWAia II:
303 (mádhya- „mittlerer; Mitte“). Dazu gehören noch lat. medius,
griech. mésos „mittlerer“, air. mide io, m. „Mitte“ u.a. Vgl. den ausführlichen Etymologie-Artikel Mittel.
Literatur:
Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Kroonen, Guus 2013: Etymological Dictionary of Proto-Germanic, Leiden-Boston: Brill.
Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie 1988–: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Mayrhofer, Manfred 1992–2001: Etymologisches Wörterbuch des Altindoarischen. 3 Bde. Heidelberg: Winter.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
Autorin: Sabine Ziegler