Etymologie

Ethik

Ethik f. „philosophische Lehre vom Sittlichen, Sittenlehre, Moralphilosophie“ wird als fachsprachlicher Terminus in der ersten Hälfte des 16. Jh. aus lat. (rēs) ēthica f., ēthicē f. „Moralphilosophie“ entlehnt (vgl. ferner die gleichzeitige Entlehnung des dazugehörigen Adjektivs ethisch), anfangs auch in den Formen Ethica und Ethice: 1536 Urkunden Tübingen 190 Für die so Magistri wöllen werden zulesen Physica vnd Ethica nach anschickung der Vniuersität vnd Superattendenten gemeine Lection zuhalten (Schulz/Basler ebd.). Die lateinischen Formen stellen wiederum eine Entlehnung aus griech. (tà) ēthiká „Sittenlehre, Moral“ bzw. (hē) ēthikḗ (tékhnē / philosophía) „Wissenschaft von den Sitten, Moralphilosophie“ dar, Konversionen zum griechischen Adjektiv ēthikós „den Charakter betreffend; sittlich, moralisch“. Das Adjektiv ist weiter von griech. ḗthos n. „Sitte, Gewohnheit, Brauch“ abgeleitet. Prägend für den Terminus sind die Lehren von Platon und Aristoteles, vgl. Fabricius 1588 Surius‘ Chronik 60a Es hatt Luter im buch zu dem Deutschen Adel geschrieben / daß man Aristotelis Physica, Metaphysica vnd Ethica gar sollt abstellen (Schulz/Basler ebd.). Zur Etymologie von griech. ḗthos n. „Sitte, Gewohnheit, Brauch“ siehe Beekes.

Literatur:
Beekes,Robert S.P. 2009: Etymological Dictionaryof Greek. Amsterdam: Brill.
DWb = Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm1854–1954: Deutsches Wörterbuch.Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck derErstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag. Auchals CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main: Zweitausendeins. Auchunter: www.woerterbuchnetz.de.
FrnhdWb = Goebel, Ulrich/Reichmann, Oskar 1986–: Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Begr. von Robert R. Anderson, Ulrich Goebel, Oskar Reichmann. Bd. 1–. Berlinu.a.: de Gruyter.
Kluge, Friedrich 2002: EtymologischesWörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. ElmarSeebold. 24., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Pfeifer = Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u.erg. Aufl. Berlin: Akad. Verlag.
Schulz, Hans/Basler, Otto: Deutsches Fremdwörterbuch. Begonnen von Hans Schulz, fortgeführtvon Otto Basler. 2. Aufl., völlig neu bearb. im Inst. für DeutscheSprache. Bd. 1–. Berlin, New York: deGruyter.
 
Autorinnen: Bettina Bock und Sabine Ziegler