Fallreep
In der Seemannssprache bezeichnet das Fallreep n. eine „Treppe oder
Strickleiter, die an der Schiffswand heruntergelassen wird“. Das Wort wurde im
18. Jh. aus ndd. valreep n.
ins Hochdeutsche übernommen. Das Hinterglied ndd. reep n. „Tau, Seil“ < mndd. rēp m./n.
„Seil, Tau, Strick“ ist mit nhd. Reif m. „ringförmiges Schmuckstück, Spielzeug
oder Sportgerät“ < ahd. reif st. m. (a-St.) „Seil, Strick (8. Jh.); Ring, Kreis (um 800)“ identisch,
vgl. ferner u.a. aengl. rāp m.
„Riemen, Seil“, anord. reip n. „Seil“, got. in skaudaraip n. „(Schuh-)Riemen“ (vgl. Casaretto
2004: 85 f., die aber keinen weiteren Anschluss für die Etymologie erwägt). Zugrunde
liegt germ. *rai̯p-a-; zum Nebeneinander von ‑f- und ‑p- vgl. Lühr 2000: 351, nach der die Einführung von ‑p- durch ein Intensivum *rippō- (vgl. anord. rippa „reißen“) bewirkt wurde. Vorurgerm. *rói̯p-o-
ist
Nomen rei actae zu der Wurzel uridg. *(h1)rei̯p- „(nieder-) reißen“ verbinden, weniger
im Sinn von „abgerissener, abgeschnittener Streifen“ (so Pfeifer s.v.
Reif; „Fetzen“ verträgt sich aber
nicht mit der Belastung, denen „Seile“ und „Riemen“ ausgesetzt sind), als vielmehr
im Sinn von „aus abgerissenen Fasern Hergestelltes“. Das Benennungsmotiv für
das Fallreep ist also das Material
„Seil“, konkretisiert im Determinativkompositum durch das, was mit dem Seil
gemacht wird – es wird von Bord eines Schiffes herabgelassen bzw. fallen
gelassen.
Casaretto, Antje 2004: Nominale Wortbildung der
gotischen Sprache. Die Derivation der Substantive. Heidelberg: Winter.
Lühr, Rosemarie 2000: Die Gedichte des Skalden Egill.
Dettelbach: Röll. (Jenaer indogermanistische Textbearbeitung; 1).
Autorin: Bettina Bock