Etymologie

Feuer

Feuer n. „Form der Verbrennung mit Flammenbildung, bei der Licht und Wär­me entstehen; vom Menschen kontrolliertes Feuer als Energiespender“ ist schon seit alter Zeit belegt: Ahd. fiur, fyur, fuir, fūr st. n., mhd. viur, vi(u)wer, asächs. fiur, aengl. fyr, afries. fiōr, fiur, mndl. vuur, vuyr, vuer, nndl. vuur, mndd. vür alle „Feuer“. Aschwed., nschwed. nnorw. ndän. fyr „Feuer“ sind dagegen Entlehnungen aus mndd. vür „Feuer“. Neben diesen Formen auf -r stehen Formen auf -n: got. fon, funins „Feuer“, aisl. funi „Feuer, Flamme“ (n-Stamm) und die k-Erweiterung ahd. funko „Fun­ke“. Diese Formen gehen auf einen urindogermanischen heteroklitischen r/n-Stamm *peh2-/*ph2ur-/*peh2er/n- zurück, der in vielen anderen indogermanischen Sprachen gut bezeugt ist: heth. pahhur n. „Feuer, Feuerstelle“ (Gen. Sg. pahhuenas), griech. pũr, purós n., toch. A por, toch. B puwar, Pl. pwāra, umbr. pir n., arm. howr (o-St.) alle „Feuer“, tschech. pýř m., pyři n. „glühende Asche“ (*-io-Ableitung) < *„zum Feuer gehörig, durch Feuer sich ergebend“. Dieses Wort hat sich in Bezug auf seine Primärbildung weder in seiner Bedeutung noch in seinem Genus – zumindest in den Sprachen, die das alte Genussystem bewahrt haben – verändert.

Literatur:
Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Kroonen, Guus 2013: Etymological Dictionary of Proto-Germanic, Leiden-Boston: Brill.
Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie 1988–: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Reichert.
Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Hg.) 2000: Duden – Das große Wörterbuch. Mannheim: Verlag Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG. CD-ROM auf der Basis der 3., völlig neu bearb. und erw. Auflage der Buchausgabe in 10 Bänden (1999). 
Wodtko, Dagmar S./Irslinger, Britta/Schneider, Carolin 2008: Nomina im indogermanischen Lexikon. Heidelberg: Winter.

Autorin: Sabine Ziegler