Etymologie

Flur

Neben Flur m. „Vorraum im Haus, Korridor, Diele in der Wohnung“ steht heute Flur f. „Saatfeld“. Zugrunde liegt beiden Nomina ahd. fluor m. (a-St., nur in Glossen des 12. Jh.), mhd. vluor m. Der Genuswechsel zum Femininum er­folg­te in spätmittelhochdeutscher Zeit, der Bedeutungswechsel und neuerliche Genus­wechsel erst spät im 18. Jh. unter dem Einfluss des Niederdeutschen, vgl. mndd. flōr m. „Feld­flur; Vorraum, Diele, Estrich“. Weitere germanische Entsprechungen sind z.B. mndl., ndl. vloer m./f. „Fußboden“, aengl. flōr m./f. „Flur, Fußboden, Pflaster, Grund“, nengl. floor „Fußboden, Stockwerk, Tenne“, anord. flōrr „Boden zwischen den Kuhständen, Kuhstall“. Das urgermanische Rekonstrukt lautet *flōra-. Nächster Ver­wand­ter ist air. lār „Boden, Tenne; Mitte; Seite eines Buches“ neben anderen kel­tischen Nomina, denen *plāro- zugrunde liegt. Das germanische und das keltische No­men lassen sich weiter als ro-Ableitungen*ploH-ro- bestimmen. Semantisch nahe liegt der Anschluss an lat. plānus „platt, eben, flach“, das auf *pl̥H-nó- oder *pleh2-no- zu­rück­zuführen ist. Eine Wurzel uridg. *pleh2- „breit; ausbreiten“ wird auch durch andere Sprachen bezeugt, vgl. z.B. heth. palhi-/palhai- „weit, breit“.
Benennungsmotiv für die Grundbedeutung und die Bezeichnung im Wortfeld „Haus“ ist: <IST: ebener Fußboden>.

De Vaan, Michiel 2008: Etymological Dictionary of Latin and the other Italic Languages. Leiden, Boston: Brill. (Leiden Indo-European Etymological Dictionary Series; 7), s.v. planus.
EWA: Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie 1988–: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, s.v. fluor.
Kluge, Friedrich 2002: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 24., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter, s.v. Flur.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl., s.v. Flur.

Autorin: Bettina Bock