Etymologie

Hegemonie

Hegemonie f. „Vorherrschaft“ wurde im späten 18. Jh. aus griech. ἡγεμονία (hēgemonía) f. „Oberbefehl, Herrschaft“ entlehnt. Das griechische Wort ist eine Ableitung von griech. ἡγεμών (hegemṓn, hēgemónos) m. „Führer“, Nomen agentis zu griech. ἡγέεσθαι (hēgéesthai) „vorangehen, führen“. Zunächst wurde Hegemonie nur als historischer Terminus für die Vorrangstellung einzelner griechischer Stadtstaaten wie Sparta und Athen gebraucht. Vereinzelt finden sich aber auch schon früh Übertragungen auf Vormachtstellungen allgemein, z. B. in der Allgemeinen Zeitung vom 14. Juni 1803: Solange die große Frage über Krieg und Frieden zwischen den zwei vorherrschenden Staaten, die sich über die Hegemonie der Erdkugel streiten, unentschieden blieb, mußte der listigste und schlüpfrigste Handel unter allen, die Agiotage mit den öffentlichen Fonds in London und Amsterdam […] die seltsamsten Erscheinungen darbieten. In den 30er Jahren des 19. Jh. wurde Hegemonie auch auf deutsche Verhältnisse angewandt, oftmals mit negativer Konnotation, vor allem beim Schlagwort Preußens Hegemonie. Wohl davon ausgehend wurde das Wort, das auch in anderen Sprachen zunächst nur als historischer Terminus für altgriechische Verhältnisse Verwendung gefunden hatte, zu einem Begriff für Vorrangstellung allgemein, vgl. dazu: No doubt it is a glorious ambition which drives Prussia to assert her claim to the leadership, or as that land of professors phrases it, the ‘hegemony’ of the Germanic Confederation (1860 Times 5 May 9/2, OED s.v. hegemony) oder die spanische Wendung hegemonia prusiana (z. B. in: Almanque del Diario de Barcelona para el año 1861, S. 48). Vereinzelt findet sich Gebrauch in früheren Jahrhunderten: Keeping our selues free from blame in this Aegemonie or Sufferaigntie of things growing vpon ye earth (1567 J. Maplet Greene Forest f. 29, OED s.v. hegemony).

Kluge, Friedrich 2002: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 24., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter, s.v. Hegemonie.
OED: Oxford English Dictionary. www.oed.com.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl., s.v. Hegemonie.
Schulz, Hans/Basler, Otto 1995–: Deutsches Fremdwörterbuch. Begonnen von Hans Schulz, fortgeführt von Otto Basler. 2. Aufl., völlig neubearb. im Inst. für Deutsche Sprache. Bd. 1–. Berlin, New York: de Gruyter, s.v. Hegemonie.
TLF: La Trésor de la Langue Française informatisé. http://atilf.atilf.fr/, s.v. hégémonie.

Autorin: Bettina Bock