Etymologie

Kandelaber

Kandelaber m. „mehrarmiger, säulenartiger Ständer für Kerzen, Lampen, Räucher­scha­len“ ist eine Entlehnung aus frz. candélabre m. (ebenso nndl. kandelaber, nengl. can­dela­brum, nschwed. nnorw. kandelaber; port. candeeiro mit allgemeiner Be­deu­tung „Leuchte“), das seinerseits aus lat. candēlābrum n. „Leuchter“ oder der jüngeren Nebenform candēlāber m. „Leuchter“ übernommen wurde. Beide Wörter sind Ab­lei­­tungen von lat. candēla f. „Kerze, Wachs-, Talglicht“, das auf dem lateinischen Verb candēre „glänzen, leuchten, schimmern“ beruht. Lat. candēre gehört zusammen mit dem primären Verb lat. -cendere, z.B. accendere, incendere „anzünden, (Feuer) ent­­fachen“ zu aind. cand-, ścand- „glänzen, schimmern“ (mit der *ro-Ableitung chand­ra- „leuchtend“). Die lateinischen und altindischen Belege wei­sen auf eine uridg. Wurzel *(s)kend- „leuchten, schimmern, erglänzen“. Bei de Vaan 2008: 106f. sind aind. (ś)cand- „leuchten, schimmern“ < uridg. *(s)kend- (mit velarem *k) und aind. cha(n)d- „erscheinen“ < uridg. *skend- „erscheinen“ (mit palatalem *k, vgl. LIV²: 546) vermutlich verwechselt. Semantisch näherliegend ist die Verbindung der lateinischen Formen mit der velarhaltigen Wurzel *(s)kend-.

Literatur:
De Vaan, Michiel 2008: Etymological Dictionary of Latin and the other Italic Languages. Leiden, Boston: Brill. (Leiden Indo-European Etymological Dictionary Series 7). 
Georges, Karl Ernst: Lateinisch-deutsches Handwörterbuch. Bd. I 1837; Bd. II 1838. Leipzig: Hahn’sche Verlagsbuchhandlung. Elektronische Edition. Berlin: Directmedia Publ. (Digitale Bibliothek 69).
Mayrhofer, Manfred 1992–2001: Etymologisches Wörterbuch des Altindoarischen. 3 Bde. Heidelberg: Winter.
Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Reichert.
Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Hg.) 2000: Duden – Das große Wörterbuch. Mannheim: Verlag Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG. CD-ROM auf der Basis der 3., völlig neu bearb. und erw. Auflage der Buchausgabe in 10 Bänden (1999).

Autorin: Sabine Ziegler