Etymology

Kopf

Kopf hatte ursprünglich die Bedeutung „Becher, Schale, Gefäß“. Üblicherweise wird nhd. Kopf, ahd. kopf m. als Lehnwort aus lat. cuppa f., das eine Nebenform zu lat. cūpa „Faß, Gefäß“ darstellt (vgl. De Vaan 2008: 155 und Schrijver 1991: 245f.), erklärt, das vor der althoch-deutschen Lautverschiebung aufgenommen wurde (EWD und Pfeifer s.v. Kopf; Riecke 2004: 150f.). Auch andere germanische Sprachen zeigen dieses Wort: aengl. cuppe f. „Becher“, aengl. copp m. „Becher, Gefäß“, afries. kopp m. „Becher, Napf“, mnd.mnl. kop(p) m. „Becher, Pokal; Kopf“ und anord. koppr m. „Geschirr in Becherform, kleines Schiff“. Auffallend ist dabei, dass bis auf aengl. cuppe f. alle germanischen Sprachen ein starkes Mask. zeigen, was gegenüber der femininen Form von lat. cuppa auffällt. Zwar können lat. (fem.) a-Stämme durchaus ins Germanische als (mask.) a-Stämme übernommen werden, doch spricht nach Lühr 1988: 275 die „Vielfalt der Bedeutungen für ein germanisches Wort“, und eine sekundäre semantische Angleichung an das laut- und bedeutungsähnliche lat. cuppa ist durchaus möglich. Lühr 1988: 275f. rekonstruiert als Vorform german. *kupp-an/-ōn- „Gewölbtes“ und stellt dies in einen etymologischen Zusammenhang mit Schopf. Das ahd. skopf, skoph bedeutet „Haarbüschel, Kopfhaar“, es ist auch ein Reimwort mit kopf. Beide Wörter lassen sich mit der Annahme eines s mobile etymologisch vereinen und auf eine urgermanische Form *(s)keuƀ- „wölben“ oder eher „gewölbt sein“ zurückführen, beide Wörter weisen Konsonantengemination auf (Lühr 1988: 276). Als urindogermanische Wurzel lässt sich *(s)keubh- mit der Bedeutung „gewölbt sein“ erschließen, das vielleicht in aind. kubhrá- m. „Buckelstier“ und griech. kūphós (das lange ū ist nach LIV²: 358 sekundär) „bucklig“ etymologische Kognate findet (EWAia I: 368.).

Literatur:
De Vaan, Michiel: Etymological Dictionary of Latin and the other Italic Languages. Leiden, Boston: Brill 2008 (Leiden Indo-European Etymological Dictionary Series 7). 
EWA = Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988–.
EWAia = Mayrhofer, Manfred: Etymologisches Wörterbuch des Altindoarischen. 3 Bde. Heidelberg: Winter 1992–2001.
Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter 2011.
LIV² = Rix, Helmut/Kümmel, Martin: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Reichert 2001. 
Lühr, Rosemarie: Expressivität und Lautgesetz im Germanischen. Monographien zur Sprachwissenschaft 15. Heidelberg: Winter 1988.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl. 1993.
Riecke, Jörg: Die Frühgeschichte dermittelalterlichen medizinischen Fachsprache imDeutschen. 2 Bde. Berlin, New York: de Gruyter 2004.
Schrijver, Peter: The Reflexes of the Proto-Indo-European Laryngeals in Latin. Doctoral dissertation. Leiden Studies in Indo-European 2. Amsterdam/Atlanta: Rodopi 1991.

Autorin: Sabine Ziegler