Kredenz
Kredenz f. „Anrichte“ ist seit dem Frühneuhochdeutschen in
den Bedeutungen „Schale, in der man etwas auf den Tisch stellt“ und „Anrichte“
sowohl als Maskulinum (vgl. Sol ist ein gut Gesell, er vergult die
Rebenpillulein und ziehet ihn rothe Röcklein an, mit denen man darnach auf dem Tisch
in einem Credenz pranget (Fischart, Gargantua und Pantagruel
(zeno.org), 1532-1564. Gemeint sind rote Weintrauben, die man in einer Kredenz
serviert) und des credenz solt sorgen, haben acht (Jakob Ruf, Adam
und Heva, um 1550, nach DTA) als auch als Femininum (vgl. do hatten die
forsten eine kostliche credenz lassen bereiten von silbere und alle gefesze
uberguldet, Konrad Stolle, Thüringisch-erfurtische
Chronik, 2. Hälfte 15. Jh., nach Grimm) bezeugt. Das Femininum bedeutet darüber hinaus
„Beglaubigung“ und „Vorkosten (von Wasser und Wein)“. Das Wort stammt aus ital.
credenza „Glaube; Beglaubigung; Geschirrschrank, Anrichte; Ausschank von
Getränken“, zu der letzten Bedeutung stimmt die Ableitung ital. credenziere
„Mundschenk“ (entlehnt in frz. crédencier, span. credenciero
„dss.“). Nur im Italienischen hat sich die Bedeutung des zugrunde liegenden Wortes
mlat. credentia „Glaube; Garantie, Beglaubigung; Geheimnis“ zu
„Ausschank von Nahrungsmitteln“ und schließlich zu „Ort, an dem Nahrungsmittel
angerichtet sind“ entwickelt, in den anderen romanischen Sprachen (frz. croyance,
créance; rum. credinţă, span. creencia, port. crença)
bedeutet das Wort jeweils allein „Glaube, Garantie; Treue“ (REW). - Allen Ableitungen liegt eine uridg. Kollokation *k̂red dheh1- "das Herz setzen" > "glauben" zugrunde.
Literatur:
De Vaan, Michiel 2008: Etymological Dictionary of Latin and the other Italic Languages. Leiden, Boston: Brill. (Leiden Indo-European Etymological Dictionary Series 7).
Goebel, Ulrich/Reichmann, Oskar 1986–: Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Begr. von Robert R. Anderson, Ulrich Goebel, Oskar Reichmann. Bd. 1–. Berlin u.a.: de Gruyter.
Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch.
Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck
der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag.
Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main:
Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
REW = Meyer-Lübke, Wilhelm 1911: Romanisches Etymologisches Wörterbuch. Heidelberg: Winter.
Wodtko, Dagmar S./Irslinger, Britta/Schneider, Carolin 2008: Nomina im indogermanischen Lexikon. Heidelberg: Winter.
Autorin: Sabine Ziegler