Lauch
Nhd. Lauch m., mhd. louch stm., ahd. louh stm.(a) "Lauch, Porree", im Frühneuhochdeutschen und Älteren Neuhochdeutschen mitunter auch n., hat zahlreiche Entsprechungen im Nord- und Westgermanischen, z.B. as. -lōk, ae. lēac, run. norw. laukaR, aisl. laukr u.a. (vgl. EWA 2013: 1477f. für die Gesamtbezeugung), die sich auf urgerm. *laka- zurückführen lassen. Vom Nordgermanischen wurde das Wort sehr früh in das Ostseefinnische (z.B. finn. laukka, estn. lauk) entlehnt. Auch urslaw. *lukъ in aksl. lukъ, russ. lúk usw. dürfte auf germ. *laka-zurückgehen, und vom Slawischen aus wurde das Wort dann an die baltischen Sprachen (lit. lūkai, lett. luõks) weitergegeben (EWA 2013: 1487f. mit den Einzelheiten).
Schwierig ist die weitere etymologische Deutung von urgerm. *laka- < vorurgerm. *loko-. Pokorny 1957: 685 verknüpft das Wort mit der Verbalwurzel *leg- "biegen", das in griech. λύγος f. "biegsamer Zweig" ebenfalls einer Pflanzenbezeichnung zugrundeliegt. Das hat aber zum einen die Schwierigkeit, dass die Verbalwurzel im Germanischen nur "schließen" bedeutet (LIV 1998:374), zum andern ist die Biegsamkeit der Ranken kein sonderlich salientes Merkmal der Lauchpflanzen (so auch EWA 2013: 1479). Der Vorschlag von Kroonen 2013: 329, das Benennungsmotiv in den Blättern oder Häuten zu sehen, die die Lauchzwiebeln umschliessen, versucht zwar die Bedeutung des Verbums im Germanischen stärker zu berücksichtigen, aber germ. *lūkan- scheint nach Ausweis der got. und aisl. Fortsetzer doch eher "zuschließen" als "umhüllen" zu bedeuten.
Lautlich ausgeschlossen und semantisch nicht einleuchtend ist die in Kluge/Seebold 2011: 562 angenommene Verknüpfung mit einer Verbalwurzel *al-"wachsen"; gemeint ist wohl *h2el- "nähren, aufziehen", LIV 1998: 233. Die gelegentliche Bedeutungserweiterung von "Lauch" zu "Pflanze", auf der diese Deutung beruht, ist sicherlich sekundär.
Das Problem bleibt ungelöst, weil es für die eigentlich prototypischen Merkmale des Lauchs, nämlich den charakteristischen Geruch und Geschmack und die eigentümliche hellgrüne Farbe keine etymologische Basis gibt.
Lit.
EWA 2013: Rosemarie Lühr, Etymologisches Wörterbuchdes Althochdeutschen Band V: iba - luzzilo, Göttingen: Vandenhoeck &Ruprecht.
Kluge/Seebold 2011: Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, bearbeitet von Elmar Seebold, 25. Auflage, Berlin: de Gruyter.
Kroonen 2013: Guus Kronen, Etymological dictionary of Proto-Germanic, Leiden: Brill.
LIV 1998: Helmut Rix u.a., Lexikon der indogermanischen Verben. Die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen, Wiesbaden: Reichert Verlag.
Pokorny 1957: Julius Pokorny, Indogermanisches etymologisches Wörterbuch, 2 Bände, Tübingen/Bern/München: Francke.