Etymologie

Mandant

Mandant m. „Klient eines Rechtsanwalts“ ist ab dem Ende des 18. Jh.s zuerst im wirt­schaftlichen, dann auch im rechtssprachlichen Kontext bezeugt. Belege hierfür sind: (wirtschaftlicher Bereich) Dann gibt der die Versicherung suchende durch den Zusaz: für fremde Rechnung, an, daß er als Commissionär oder Bevollmächtigter handle. Nichts aber verpflichtet ihn, seinen Mandanten zu nennen (Johann Georg Büsch, Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannig­faltigen Geschäften, Hamburg 1792, nach DWDS) und (rechtssprachlicher Bereich) Gesetzt also, der Mandatar hat eine levis culpa begangen, läßt es aber wegen der ganz übertriebenen Forderung des Mandanten auf den Prozeß ankommen, und wird nun auf eine mäßige Summe condemnirt, so könnte man ihm gewiß keine frevelhafte Streitsucht vorwerfen, und die Infamie würde in solchem Fall mit allem gesunden Rechtsgefühl im Widerspruch stehen (Friedrich Carl von Savigny, System des heutigen Römischen Rechts, Berlin 1840, nach DWDS). 
Das Wort Man­dant ist aus frz. mandant entlehnt oder eine latinisierende Neubildung zu lat. mandāns, Gen. mandantis, Part. Präs. Akt. von lat. mandāre „übergeben, anvertrauen, überlassen“. Lat. mandāre ist zusammen mit osk. man(a)-fa/e- aus einer urital. Kollokation *manu-dheh1- „in die Hand setzen, legen“ herleitbar (De Vaan 2008: 363f.) und gehört somit zu einer Gruppe von frühen urindogermanischen Kollokationen mit der Wurzel *dheh1- „setzen, stellen, legen“ wie etwa auch uridg. *kred-dheh1- „das Herz setzen“ > „vertrauen, glauben“ in aind. śrad dhā- (hier durch Getrenntschreibung und selbständige Akzentuierung als nicht univerbierte Kollo­kation erkennbar, vgl. etwa RV 10, 39, 5d [a]yáṃ nāsatyā śrád arír yáthā dádhat „damit dieser hohe Herr Vertrauen habe, ihr Nāsatyas“), lat. crēdere, air. creitid „glauben, vertrauen“.

Literatur:
De Vaan, Michiel 2008: Etymological Dictionary of Latin and the other Italic Languages. Leiden, Boston: Brill. (Leiden Indo-European Etymological Dictionary Series 7). 
www.deutschestextarchiv.de
DWDS = Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache des 20.Jahrhunderts. www.dwds.de. 
Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Matasović, Ranko 2009: Etymological Dictionary of Proto-Celtic. Leiden & Boston: Brill.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Reichert.
Wodtko, Dagmar S./Irslinger, Britta/Schneider, Carolin 2008: Nomina im indogermanischen Lexikon. Heidelberg: Winter. 

Autorin: Sabine Ziegler