Etymologie

Nische

Nische f. „flache Einbuchtung in der Wand; kleine Erweiterung eines Raumes“ wurde im 17. Jh. aus frz. niche f. „flache Einbuchtung in der Wand; kleine Erweiterung eines Raumes“ (1395) entlehnt. Das französische Wort gehört zum Verb frz. nicher, afrz. nichier, nigier „ein Nest bauen“. Benennungsmotiv wäre demnach die Ablagemöglichkeit für Gegenstände analog zur Eiablage in einem Nest. Das französische Verb setzt ein Verb vulgärlat. *nidicare voraus, das mit haplologischer Vereinfachung der drei Silben mit Vokal ‑i- lat. nīdificāre „sein Nest machen“ fortsetzt, eine Bildung aus lat. nīdus, ‑ī m. „Nest“ + ‑ficāre : facere „machen“.
Die alternative Etymologie, Entlehnung aus ital. nic(c)hia neben nicchio „Muschel“, ist problematisch: 1. hinsichtlich der weiteren etymologischen Anknüpfung; denn für die Verbindung mit onyx, ‑ychis m./f. „gelblicher Stein; eine Muschel“ müssen zwei nicht belegte Zwischenstufen angenommen werden: vulgärlat. *onicula als Deminutiv zu *onycha, das nur in griechischer Schreibung als Bezeichnung für den „Stein“ belegt ist (TLL s.v. onychinus), 2. wegen der Bezeugung von frz. niche bereits seit 1395; 3. mit Blick auf das Benennungsmotiv – in diesem Fall wäre die Nische nach einer typischen muschelartigen Form benannt, die nicht zu erweisen ist.

Kluge, Friedrich 2002: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 24., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter, s.v. Nische
OED: Oxford English Dictionary. www.oed.com, s.v. niche
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl., s.v. Nische
TLF: La Trésor de la Langue Française informatisé. http://atilf.atilf.fr/, s.v. niche1.
TLL: Thesaurus Linguae Latinae. 1900-. Leipzig u.a.: Teubner u.a.

Autorin: Bettina Bock