Etymologie

Noll

Neben ahd. knollo (> nhd. Knolle, EWA V: 648f.) undseinen Fortsetzern gibt es nur im Anlaut abweichendes ahd. hnol und nolm. "Scheitel; Hügel", mhd. nol und nhd. dial. Noll "Hügel". Schonahd. ist auch ein schw. m. ahd. nollo, mhd. nulle "Hügel"bezeugt. Dazu gehören aengl. (h)nol(l), mengl. nol(l)e, nengl.dial. noul, nowl "Scheitel, höchster Punkt des Kopfes; Krone",ndd. nol "Scheitel, Krone einer Sanddüne". Daneben steht ein imWurzelvokal verschiedenes ahd. (h)nel st.m. mhd. nel, nelle, mndl. nël m. "Scheitel, Gipfel, Hügel; (mndl. auch) Sanddüne", ahd. nella, mhd. nella st/sw.f. "Scheitel, Gipfel, Spitze" < urgerman. *hnella- "Gewölbtes". Neben dem st.m. ahd. (h)nol,mhd. nol und nhd. Noll steht das schw.m. ahd. nollo, mhd. nulle. Das o in derWurzelsilbe ist durch Brechung aus u entstanden.
Ahd. und aengl. hnol(l)weisen auf eine westgerman. bzw. urgerman. Form *hnul-la- "Gewölbtes", in der dasselbe Suffixvorliegt wie in Knolle, so dass beide möglicherweise schon seit alterZeit Reimwörter sind, falls nicht sogar s mobile-lose bzw. s mobile-haltige Varianten vorliegen (zu solchen im Germanischen zahlreichen Fällen vgl. Southern und Neri/Sturm/Ziegler passim). *hnulla- ist eine innergermanisch gebildete schwundstufige Form neben urgerman. *hnella- mit alter e-Vollstufe; falls aisl. hnalla f. (< urgerman. *hnallō f.) "Knüppel" dazu gehören sollte, so wäre auch noch die alte uridg. o-Vollstufe belegt. Außergermanische Anschlüsse sind bis auf lett. knese "Knüppel" nicht nachweisbar (Kozianka/Sturm in EWA VI: 874f.).
LIV² 645f.).

Literatur:
Goebel, Ulrich/Reichmann, Oskar 1986–: Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Begr. von Robert R. Anderson, Ulrich Goebel, Oskar Reichmann. Bd. 1–. Berlin u.a.: de Gruyter.
Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag. Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main: Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
Karg-Gasterstädt, Elisabeth u.a. 1952–: Althochdeutsches Wörterbuch. Auf Grund der von Elias von Steinmeyer hinterlassenen Sammlungen im Auftr. der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig bearb. von Elisabeth Karg-Gasterstädt und Theodor Frings. Bd. 1–. Berlin: Akad.-Verl.
Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Köbler AhdWb = Köbler, Gerhard: Althochdeutsches Wörterbuch, 4 Auflage, online unter http://www.koeblergerhard.de/ahdwbhin.html.
Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie 1988–: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. 3 Bde. Leipzig 1854-1866. Online auch unter http://woerterbuchnetz.de/BMZ/
Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872-1878.
Neri, Ser­gio Neri / Sturm, LAura / ZIegler, Sabine: Von Hammeln, Leichen und Unken. Neueetymologische Studien zu den thüringischen DialektenBremen (Hempen) 2016.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Reichert.
Southern, Mark R.V., Subgrammaticalsurvival. Indo-European s-mobile and its regeneration in Germanic. Washington D.C. 1999.
 
Autorin: Sabine Ziegler