Rohr
Rohr n. „langer zylindrischer Hohlkörper
zur Leitung von Gasen und Flüssigkeiten“ ist in der Form ahd. rōr
st. n. (a-St.) „Schilfrohr,
Rohrfeder, Stab“ seit dem 9. Jh. belegt (mhd. rōr „Schilfrohr,
Röhricht, Rohr und etwas daraus Gefertigtes, Pfeife“, mndd. rōr, mndl., ndl. roer
„Schilfrohr, Rohrpfeife, kurze Flinte“, anord. reyrr (aus *rauRaR),
got. (mit grammatischem Wechsel) raus „Rohr“. Zugrunde liegt germ. *rausa-/*rauza- „Rohr“. Die übertragene Bedeutung
„langer
zylindrischer Hohlkörper zur Leitung von Gasen und Flüssigkeiten“ zeigt
hingegen schon ahd. rōra st. f. (jō-St.),
sw. f. (n-St.) „Röhre“ (seit
765), das auf germ. *rauzjō- „Röhre“
zurückgeht und eine Zugehörigkeitsbildung (Krahe/Meid 1967: 72) zu *rausa- darstellt. Die weitere
Anknüpfung ist unsicher. Nahe liegt die Annahme einer onomatopoetischen Bildung
nach dem Rauschen von Schilfrohr im Wind oder dem Rascheln beim Durchqueren.
Metaphorisch, d.h. nach der ähnlichen
Form, wurde das Wort auch zur Bezeichnung unterschiedlicher länglicher, innen
hohler Gegenstände verwendet. Den Anfang machte „Lauf einer Schusswaffe“
(16. Jh.), dann erfolgte die Übertragung auf „runder Hohlkörper“ jeder
Art.
Benennungsmotiv für die Bezeichnung im
Wortfeld „Haus“ ist: <IST: langer zylindrischer Hohlkörper>.
Kluge, Friedrich 2002:
Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb.
Elmar Seebold. 24., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter, s.v. Rohr.
Krahe, Hans/Meid,
Wolfgang 1967: Germanische Sprachwissenschaft. Bd. 3: Wortbildungslehre.
Berlin: de Gruyter.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993:
Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin:
Akad. Verl., s.v. Rohr.
Autorin: Bettina Bock