Etymologie

Schemel

Schemel m. „kleine Sitzgelegenheit, Fußbank“ ist bereit seit dem 9. Jh. bezeugt: ahd. scamel, scamal, scamil, mhd. schemel, schamel, frnhd. schemel. Zusam­men mit as. fōtskamel „Fußschemel“, ae. sceamul, scamol, ne. shamble, aisl. skemill, nisl. skemill „Bänkchen“ ist das Wort aus lat. scamillus „Bänkchen“ entlehnt, das sei­ner­seits eine junge Deminutivbildung zu lat. scamnum n. „Stütze, Lehne, Bank“ ist. Die echte, ältere Wurzelform erscheint in lat. scabellum, scabillum „Bänkchen, Fuß­stütze“. Zugrunde liegt eine italische Wurzel *skabh- „stützen“, die eine uridg. Form *ske(m)bhH- „stützen, befestigen“ fortsetzt und in ai. skambh- „stützen, befestigen“ sowie der substantivischen Ableitung ai. skambha- „Stütze, Pfosten, Pfeiler“ bezeugt ist. Mayrhofer EWAia s.v. skambh- rekonstruiert *ske(m)bhH-, LIV² dagegen skebhH-, das Iiran. zeigt aber wohl einen sekundär in die Wurzel eingedrungenen Nasal in Anlehnung an bedeutungsgleiches stambhi- (vgl. LIV²: 549 Anm. 1); beim -a- des Lateinischen handelt es sich wohl um eine Schwundstufe **skbhH-no- > *skəbhH-no- mit Sproßvokal (vgl. dazu noch de Vaan 2008 s.v. scamnum). 

Literatur:
De Vaan, Michiel 2008: Etymological Dictionary of Latin and the other Italic Languages. Leiden, Boston: Brill. (Leiden Indo-European Etymological Dictionary Series 7).
Goebel, Ulrich/Reichmann, Oskar 1986–: Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Begr. von Robert R. Anderson, Ulrich Goebel, Oskar Reichmann. Bd. 1–. Berlin u.a.: de Gruyter.
Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag. Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main: Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Kroonen, Guus 2013: Etymological Dictionary of Proto-Germanic, Leiden-Boston: Brill.
Mayrhofer, Manfred 1992–2001: Etymologisches Wörterbuch des Altindoarischen. 3 Bde. Heidelberg: Winter.
Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. 3 Bde. Leipzig 1854-1866. Online auch unter http://woerterbuchnetz.de/BMZ/
Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872-1878.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Reichert.
 
Autorin: Sabine Ziegler