Sekte
Sekte f. „kleinere von einer
Hochreligion abgespaltene religiöse Gemeinschaft; philosophisch oder politisch
einseitig ausgerichtete Gruppe“ ist seit dem 13. Jh. belegt: Mhd. secte f. „Sekte“ wurde aus
gleichbedeutendem spätlat. secta, -ae f. entlehnt, das zudem die älteren
Bedeutungen „Grundsatz“ und „Handlungsweise“ besitzt. Die lateinischen Belege
vor allem des 1. Jh. v.Chr. weisen dabei auf eine figura etymologica mit dem Verb sequī
„folgen“ : *sectam sequī „dem
Befolgten folgen“
-
Naevius,
fr. 53: eorum sectam sequuntur multi
mortales „viele Sterbliche folgen ihrer Denkweise“
-
Catull
63,15: sectam meam exsecutae „die
meiner Denkweise nachgefolgten“
-
Cicero,
Cael. 17,40: nos, qui hanc sectam
rationemque vitae re magis quam verbis secuti sumus „wir, die wir dieser
Handlungs- und Denkweise des Lebens mehr in der Sache als mit Worten folgten“
-
Cicero,
Verr. 2, 5, 70, § 181: horum hominum
sectam atque instituta persequimur „wir folgen dem Grundsatz und den Ideen
dieser Menschen“
-
Cicero,
Rab. Perd. 8, 22: cuius sectam sequi,
cuius imperio parere potissimum vellet „der Partei derer folgen, deren
Befehl zu gehorchen man ganz besonders möchte“
-
Cicero,
Fam. 13, 4, 2: cuius sectam atque
imperium secutus est „deren Grundsatz und Befehl er folgte“
-
Livius
8,19: sectamque eius secuti „auch
die, die seiner Lehre folgen“
Das
Femininum secta, ein substantiviertes Partizip Perfekt Passiv, wurde womöglich aus
einer Kollokation secta ratio „befolgte
Belehrung“ oder secta via „befolgter
Weg“ abstrahiert. Sekundär konnte secta auch
als feminines substantiviertes Partizip Perfekt Passiv zu lat. secāre „schneiden, abtrennen“ aufgefasst
werden, weshalb z.B. Kluge/Seebold
s.v. Sekte hier auch den Ursprung
sehen.
Das Benennungsmotiv
liegt in der Abgrenzung von anderen, indem von einer metonymischen Übertragung
vom „Grundsatz (einer Gruppe)“ auf die dadurch bezeichnete „Gruppe“ auszugehen
ist.
Kluge/Seebold: Kluge, Friedrich 2002: Etymologisches Wörterbuch der deutschen
Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 24., durchges. und
erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Pfeifer, Wolfgang
(Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des
Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl., s.v.
Sekte.
Autorin: Bettina Bock