Spiegel
Spiegel m. „Gegenstand aus Glas oder Metall, dessen glatte
Fläche das, was sich vor ihr befindet, als Spiegelbild zeigt“ (Köbler AhdWb s.v spiegal) ist bereits in alter Zeit entlehnt aus mlat. speglum
n. oder eine vulgärlateinischen Nebenform spec(u)lus m., die lat. speculum
fortsetzen (vgl. ital. speglio), als ahd. spiegal st. m.
(glossiert lat. spectaculum und speculum, Ende 8. Jh.), anfrk., as. spēgal; mhd. spiegel,
z.B. in wenn der basilisk plicket gegen
dem liehten spiegel, sô erglasent dem wurme seine augen. Gesta Romanorum, 2. Hälfte 14. Jh., nach BMZ s.v. spiegel). Lat. speculum „Spiegel“ ist eine Ableitung mit
dem uridg. Suffix -tlo- n. für Nomina instrumenti (vgl.
dazu die Ausführungen unter Sessel), vom Verb specere „an-, erblicken,
sehen“; die Lautgruppe *-ktl- der urital. Form *spektlo-
„Instrument zum Anblicken“ ist wohl vereinfacht worden (De Vaan 2008: 579). Dieses Verb gehört zu einer gut bezeugten uridg.
Wurzel *spek- „blicken, sehen, spähen“, die auch in ahd. spehōn,
nhd. spähen, aind. paśyati „späht, sieht“ und griech. sképtomai
(mit Metathese aus *spek-) „betrachten, sehen, erblicken“ fortlebt.
Ebenso entlehnt sind nndl. spiegel, nschwed. spegel, nisl. spegill.
Literatur:
De Vaan, Michiel 2008: Etymological Dictionary of Latin and the other Italic Languages. Leiden, Boston: Brill. (Leiden Indo-European Etymological Dictionary Series 7).
Köbler AhdWb = Köbler, Gerhard: Althochdeutsches Wörterbuch, 4 Auflage, online uter http://www.koeblergerhard.de/ahdwbhin.html.
Mittelhochdeutsches Wörterbuch.
Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet
von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. 3 Bde. Leipzig 1854-1866.
Online auch unter http://woerterbuchnetz.de/BMZ/
Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872-1878.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
Autorin: Sabine Ziegler