Etymology

Strafe

Strafe f. „etwas, womit jemand bestraft wird, was jemanden zur Vergeltung, zur Sühne für ein begangenes Unrecht, eine unüberlegte Tat (in Form des Zwangs, etwas Unan­genehmes zu tun oder zu erdulden) auferlegt wird“ ist erst ab mhd. strâfe st.f. „Ver­weis, Tadel; Strafe“ bezeugt. Das Verb strafen ist etwas früher nachweisbar, zuerst noch in der Bedeutung „tadeln, zurechtweisen“ z.B. bei Hartmann von Aue: „war umbe lâstu uns niht slâfen?“ / sus begunden si se strâfen [„zu schimpfen“], dann aber auch in der Bedeutung „mit einer Leib- oder Geldstrafe belegen“ sowie ein urteil strâfen „ein Urteil anfechten“. Im Frühneuhochdeutschen überwiegt dann die Be­deu­tung „jemandem eine (Geld-, Gefängnis-)Strafe auferlegen“, z.B. Ließ jhnen auch die Hende zu brechen / das sie jre billiche straff empfingen / fordert auch das Kriegs­volck zusammen / vnd vermahnet sie / das sie einen Muth fassen / vnd sich in jrem Vn­glück nicht Weibisch / sondern tapffer vnd Manlich stellen solten. (Gabriel Rollenhagen: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndia­nischer reysen, Magdeburg 1603, nach DTA). Die Ableitung Sträf­­ling „Strafgefangener“ findet sich seit dem 17. Jh. Das Verb ist nur noch in mndd. straffen, strāfen (hier gibt das lange ā eine hochdeutsche Lautform wie­der), mndl. nndl. straffen sowie afries. straffia „widersprechen, strafen“ belegt. Das lautliche Verhältnis der hochdeutschen und niederdeutschen Formen ist ungeklärt, vgl. Van der Meer 1927: 115: „Ein unerklärtes geminiertes f findet sich in straffen, das mit mndd. id., afri. straffia auf *straffôn zurückgehen könnte, in welcher Form aber der Grund der Gemination dunkel bleibt. Neben diesen Formen kommen mhd. strâfen, nhd. strafen vor“. Keine Etymologie bekannt. – Strafe oder eher die mndd. Form straff ist in dän. straf, schwed. norw. straff „Strafe, Verweis“ entlehnt.

Literatur:
DTA = www.deutschestextarchiv.de
Goebel, Ulrich/Reichmann, Oskar 1986–: Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Begr. von Robert R. Anderson, Ulrich Goebel, Oskar Reichmann. Bd. 1–. Berlin u.a.: de Gruyter.
Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag. Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main: Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. 3 Bde. Leipzig 1854-1866. Online auch unter http://woerterbuchnetz.de/BMZ/
Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872-1878.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
Van der Meer, M.J. 1927: Historische Grammatik der niederländischen Sprache, Bd. 1: Einleitung und Lautlehre, Heidelberg: Winter. 

Autorin: Sabine Ziegler