Etymologie

Stube

Stube f. „Wohnzimmer“ geht über mhd. stube „heizbarer Raum; Badezimmer; Speisesaal; kleines Wohnhaus“, frnhd. stube „heizbarer Raum; Wohnzimmer“ (15. Jh.) auf ahd. stuba sw. f. (n-St.) „heizbarer Raum; Badezimmer“ (9. Jh.) zurück. Neben ahd. stuba usw. stehen mndd. stōven „heizbarer Raum; Badezimmer; Glutpfanne, Ofen“, mndl. stōve „war­mes Bad, Trockenofen“, ndl. stoof, aengl. stofa „Badestube“ (engl. stove „Ofen, Treib­haus“ ist wahrscheinlich aus dem Mittelniederdeutschen oder Mittelniederländi­schen übernommen), anord. stofa „Stube; Haus“, schw. stuga „Hütte; Stube“. Da eine Be­deu­tungsentwicklung „Badestube“ > „beheizbares Wohnraum“ oder „Ofen“ > „Raum mit Ofen“ wahrscheinlicher ist als umgekehrt, ist wohl von einer Grundbedeu­tung „Badestube“ oder „Ofen“ auszugehen. Abzulehnen ist daher die Verbindung mit anord. stūfr „Stumpf, Stück“, mndd. stūf „stumpf“, dt. Stubbe als Fortsetzer von uridg. *(s)teṷp- „stoßen, Stock, Stumpf“. Lautlich und semantisch passt indessen afrz. (judeo-frz.) estuve f. „Badezimmer“ (9. Jh.) (frz. étuve f. „Badezimmer“) < vulgär­lat. *extūpa „Raum für Dampf- und Schwitzbäder“ (vgl. auch mlat. stupa, 8./9. Jh., Gloses de Cassel ds BARTSCH.), eine Ableitung von vulgär­lat. *extūpāre „ausräuchern“, Präfixbildung zu vulgärlat. *tūpāre „räuchern“. Wahr­schein­lich ist dies früh im südfranzösischen Raum (Marseille) aus gr. tū́phō „dampfe, rauche“ vor der Frikatisierung von gr. ph > [f] entlehnt worden. Ahd. ‑b- für den Frikativlaut ist entweder hyperkorrekt oder weist auf Entlehnung über mlat. stupa.
Er­wo­gen wurde auch, dass ein germanisches Wort der Sippe um stieben und Staub vor­liegt, vgl. engl. steam, ndl. stoom „Dampf“. Für das Deutsche ist allerdings die fürs Eng­lische anzunehmende Bedeutungsentwicklung „Staub“ > „Dampf“ nicht zu er­weisen.
Benennungsmotiv für die Grundbedeutung und die Bezeichnung im Wortfeld „Haus“ ist: <TUT: Dampf haben>.

Kluge, Friedrich 2002: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 24., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter, s.v. Stube.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl., s.v. Stube.
TLF: La Trésor de la Langue Française informatisé. http://atilf.atilf.fr/, s.v. étuve.

Autorin: Bettina Bock