Etymologie

Tisch

Tisch m. „Möbelstück mit einer waagerechten Platte, die auf einem oder meh­reren Beinen steht“ ist gut bezeugt seit althochdeutscher Zeit: ahd. tisc „Schüssel, Dreifuß, Tisch, Speisebrett“ (glossiert auch lat. cathedra vendentium „Verkaufstisch“, discus „Platte, Teller, Scheibe“, ferculum „Speisebrett, Tablett“, libum „Kuchen, Fladen“, mensa „Tisch“, vgl. Köbler AhdWb. s.v.) und mhd. tisch „Tisch, Speisetisch“, z.B. in si ersach einen hôhen tisch dâ stân (Hartmann von Aue, Der Arme Heinrich, 1205; Ende 12. Jh., nach BMZ). Tisch ist zusammen mit as. disk „Teller, Scheibe“, aengl. disc „Schüssel“ (> nengl. dish „Geschirr“) und anord. diskr „Teller zum Auftragen, Schüs­sel“ über lat. discus „Platte, Teller, Scheibe“ aus griech. dískos „Scheibe, Wurf­scheibe“ entlehnt worden. Eine Neuentlehnung des griechischen Wortes ergab nhd. Diskus „Wurfscheibe (Sportgerät)“. Der Bedeutungswandel von „Scheibe, Platte“ zu „Tisch“ im Deutschen ergab sich dadurch, dass früher die Platten oder Schüsseln mit den Speisen auf ein Gestell gelegt wurden, vor dem man saß und direkt aus dieser aufgelegten Schüssel aß. Das gleiche Prinzip findet sich auch bei älteren Waschtischen, wo eine Waschschüssel in ein Untergestell gelegt wird.

Literatur:
Beekes, Robert S.P. 2009: Etymological Dictionary of Greek. Amsterdam: Brill. 
Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag. Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main: Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Köbler AhdWb = Köbler, Gerhard: Althochdeutsches Wörterbuch, 4 Auflage, online uter http://www.koeblergerhard.de/ahdwbhin.html.
BMZ = Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. 3 Bde. Leipzig 1854-1866. Online auch unter http://woerterbuchnetz.de/BMZ/
Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872-1878.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
 
Autorin: Sabine Ziegler