Etymologie

Treue

Treue f. „das Treusein“ < ahd. triuwa „Treue, Zuverlässigkeit, Vertrag,Bündnis“ (8. Jh.), mhd. triuwe, triwe, triu „Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit, Treue, Versprechen, Gelübde“gehört samt asächs. treuwa „Treue,Frieden, Bund“, mnd. trūwe, trouwe „Treue, Wahrhaftigkeit,Redlichkeit, Eheversprechen, Verlobung“, mnl. trouwe, trūwe, nl. trouw „Treue, Heirat, Trauung“, aengl. trēow „Treue, Wahrheit, Glaube,Versprechen“, got. triggwa „Bund,Bündnis“ (< urgerm. *treuuō,ablautend dazu aengl. trūwa „Treue,Glaube, Vertrauen“, anord. trū„Treue, Gelöbnis, Glaube, Religion“, schwed. tro „Glaube, Treue“) als Abstraktableitung zum Adj. treu „unveränderlich, fest (in derGesinnung), anhänglich, zuverlässig“ < ahd. (8. Jh.) triuwe, jo-St., dazu gehörennoch asächs. triuwi, mhd. triuwe „treu, getreu, wohlmeinend“,mndd. trūwe, mndl. trūwe, trouwe, nndl. trouw,aengl. trīewe, trēowe, engl. true „wahr,richtig, echt“. Das Adjektiv triuwehat neben sich den a/ō-Stamm anord. tryggr „treu, vertrauensvoll“, schwed. trygg „sicher, geborgen“, got. triggws „treu, zuverlässig“. Es ist eineAbleitung von uridg. *doru-/ dru- „Baum“, die Bedeutungsentwicklungzu „stark, fest, treu“ erklärt sich aus der Festigkeit des Baumes (vgl. auchetwa die Redensart treu wie eine Eiche: etwa in einem Gedicht von Max vonSchenkendorf: Wollt nimmer von unsweichen, uns immer nahe sein, treu wie die deutschen Eichen […], vgl.https://de.wikipedia.org/wiki/Wenn_alle_untreu_ werden, gesehen am 21.9.2017).Aus der ursprünglichen Bedeutung „Bündnis, gegenseitige feste Abmachung“entwickelt sich „Einhaltung eines Vertrages“; in mittelhochdeutscher Zeit wird Treue zu einem Tugendbegriff derritterlich-höfischen Ethik. Im Neuhochdeutschen verlagert sich die Bedeutungauf die Bezeichnung des Steten, Festen, Dauernden.

Literatur:
Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm1854–1954: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis,1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München:Deutscher Taschenbuch-Verlag. Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm.Frankfurt am Main: Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
AhdWb = Karg-Gasterstädt, Elisabethu.a. 1952–: Althochdeutsches Wörterbuch. Auf Grund der von Elias vonSteinmeyer hinterlassenen Sammlungen im Auftr. der Sächsischen Akademie derWissenschaften zu Leipzig bearb. von Elisabeth Karg-Gasterstädt und TheodorFrings. Bd. 1–. Berlin: Akad.-Verl.
EWD = Kluge, Friedrich 2011: EtymologischesWörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold.25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Köbler AhdWb = Köbler, Gerhard:Althochdeutsches Wörterbuch, 4 Auflage, online unterhttp://www.koeblergerhard.de/ahdwbhin.html.
Kroonen, Guus 2013: EtymologicalDictionary of Proto-Germanic, Leiden-Boston: Brill.
EWA = Lloyd, Albert L./Lühr,Rosemarie 1988–: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–.Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: EtymologischesWörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad.Verl.
LIV = Rix, Helmut/Kümmel, Martin2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihrePrimärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieleranderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, BrigitteSchirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix.Wiesbaden: Reichert.

Autorinnen: Bettina Bock und Sabine Ziegler