Etymologie

Trog

Trog f. „länglicher, oben offener, meist hölzerner Behälter“ ist bereits seit dem Althochdeutschen bezeugt. Ahd. trog st. m. „langer, ge­rundeter,oben offener Behäl­ter (meist aus einem Holzstamm)“ steht im gram­matischen Wechsel mit ahd. truhasw. f. „kleiner Kasten, Schrein, Sarg“:
ahd. truha < urgerman. *truχōn-< vorurgerman. *drúkā-
ahd. trog< urgerman. *truǥa- < vorurgerman. *drukó-
Ahd. truha und trog liegt eine nominale Wurzel uridg. *deru-/ doru-/dru- „Holz, bes. Eichenholz; Holzstamm,Baum; Eiche“ zugrunde, die auch in anderen indogerma­nischen Sprachen gut be­zeugt ist, z.B. ai. dru- n. „Holz“, griech. dóru n. „Holz“, dru-tómos m. „Holzfäller“, heth. ta-ru-, ta-a-ru- „Holz, Baum“ sowie aengl. tréo(w) „tree“, ahd. affaltar „Apfel­baum“, affaltrīn „aus Apfelbaumholz“, noch in deutschen Orts­namen, z.B. in Affolter, Effeltrich eigtl. „Ap­fel­baumort“. Die schwundstufige Form *dru- wurde mit einem Suffix ‑- erweitert, das ursprünglich einerseits Demi­nutive bildete, andererseits Ad­jek­tive mit der Bedeutung „versehen mit, gemacht aus“. Uridg. *dru-kó- > nhd. Trog bedeutete also zunächst „Holzstämmchen“ oder „aus ei­nem Stück Holz ge­macht“. Eine genaue Wort­bil­dungs­para­llele ist ebenfalls schwund­stufiges und endbe­ton­tes ai. uda-ká- n. „Wasser“ < *„Wässerchen“ (abgeleitet von udán-n. „Wasser“), das jedoch seine deminutive Be­deu­tung verloren hat (wie etwa auch ai. aśva-ka- „Pferd“ u.a.). Eine semantische Parallele liegt in air. drochta io- oder iā-St. „Gefäß, Trog“ < vorurir. *druko-tio- vor, das mit einem ‑tio-Suffix er­weitert ist und die Bildung *drukó- als zumindest westindogermanisch erweist. Ahd. truha < vorurgerman. *drú-kā- zeigt Substantivierungs­akzent auf der ersten Silbe. Das Benennungsmotiv ist das Ma­terial; vor allem Tröge bestehen auch heute noch aus einem ausgehöhlten Stück Baum­­stamm. Zu anderen in der einschlägigen Literatur angeführten germanischen Wörtern vgl.EWD s.v. Truhe und Trog sowie die Ausführungen in DWb s.v. Truhe. Sie seien hier nur kurz angeführt: aengl. þruh f. (Pl. þryh) „Röhre, Kasten, Sarg“ (frühneuengl. through „Rinne; Grab“) und anord. þró f. (Pl. þrœr)„ausgehöhlter Stock, Stein; Sarg“ setzen, wie der Plural zeigt, ein urgermanisches Wurzelnomen *þrūχ- „ausgehöhlter Stock, Stein“ fort. Dazu passen lautlich ahd. drûh f. i-St. „Kette, Fessel, Tierfalle“ (bis ins Frühneuhochdeutsche bezeugt, z.B. drauche domit man die wolf greifet oder vahet; voca­bularium theutonicum, 1482, nach DWb) und as. thrūh f. „Fessel“ aus urgerman. *þrūχi-. Vgl. dazu EWA II s.v. drûh.

Literatur:
Beekes, Robert S.P. 2009: Etymological Dictionary of Greek. Amsterdam: Brill.
DWb = Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag. Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main: Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
Kloekhorst, Alwin 2008: Etymological Dictionary of the Hittite Inherited Lexicon. Leiden: Brill.
EWD = Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Köbler AhdWb = Köbler, Gerhard: Althochdeutsches Wörterbuch, 4 Auflage, online uter http://www.koeblergerhard.de/ahdwbhin.html.
Kroonen, Guus 2013: Etymological Dictionary of Proto-Germanic, Leiden-Boston: Brill.
EWA = Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie 1988–: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Mayrhofer, Manfred 1992–2001: Etymologisches Wörterbuch des Altindoarischen. 3 Bde. Heidelberg: Winter.
BMZ = Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. 3 Bde. Leipzig 1854-1866. Online auch unter http://woerterbuchnetz.de/BMZ/
Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872-1878.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
LIV = Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Reichert.

Autorin: Sabine Ziegler