Etymologie

Unschuld

Unschuld f. „das Unschuldigsein, Schuldlosigkeit“, seit ahd. unsculd st.f. „Schuldlo­sigkeit; ohne Verpflichtung“ (glossiert lat. indēbitum „ohne Verpflichtung“, innocentia „Unschuld, Schuldlosigkeit“; Köbler AhdWb s.v. unsculd), mhd. unschult, unschulde f. „Schuldlosigkeit“ (Crist gab sîni unschuldi vur unsir schuldi; Die Schöpfung [= Summa Theologiae]. Ende 11. Jh./An­fang 12. Jh., nach BMZ s.v. Unschuld), änhd. „Unschuld“ (darneben wird auch die occasion gemeldet / das nemlich ein armes Weib / so mit viel Kindern vber fallen gewesen / eine Gabe oder Allmosen von jhr der Gräfin gebeten hat / Als sie aber so viel Kinder gesehen / hat sie das arme Weib greulich außgemacht / vnd einen ehrlosen Balck genennet / mit vermeldung / das es nicht möglich were / daß sie von einem Manne so viel Kinder zeugen könte / das arme vnschüldige Weib / bittet Gott / daß er jhre vnschuld wolle an Tag bringen / vnd do sie vn­schüldig vnd jhrer ehren richtig were / so wolle Er der Gräfin auff einmal so viel Kinder geben / als Tage im Jahre weren / Welches auch warhafftig jhr also widerfahren ist; Historische warhaffte Rela­tion Von einem Christlichen Eheweibe [...] welche Vier lebendige vnd wol proportionirte Töchter [...] zur Welt geboren [...], Bautzen 1616, nach DTA). Bis dahin meist in christlichem Kontext. Kompositum aus un- „nicht“ und Schuld. Zur Etymologie s. Schuld mit un- aus der uridg. Negationspartikel *- „nicht“ (Dunkel 2014/2: 534f.).

Literatur:
Dunkel, George E. 2014: Lexikon der indogermanischen Partikeln und Pronominalstämme. Heidelberg: Winter. 
Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag. Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main: Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Köbler AhdWb = Köbler, Gerhard: Althochdeutsches Wörterbuch, 4 Auflage, online uter http://www.koeblergerhard.de/ahdwbhin.html.
Kroonen, Guus 2013: Etymological Dictionary of Proto-Germanic, Leiden-Boston: Brill.
BMZ = Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. 3 Bde. Leipzig 1854-1866. Online auch unter http://woerterbuchnetz.de/BMZ/
Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872-1878.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
 
Autorin: Sabine Ziegler