Untersuchung2
Untersuchung
ist ein Abstraktum zum Verb untersuchen „etwas sorgfältig prüfen, zu ergründen
suchen“ (z.B. dann dieselbenvntersuchen genaw vnter den Menschen vnd Geheimmissen / vnd können von zukünfftigem Wesen
scharffsinnigen Argwohn schöpffen; Johann Barclaÿens
Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau 1626, nach DTA), das erst seit älterer neuhochdeutscher Zeit
bezeugt ist und älteres frnhd. ersuchen („jemanden durchsuchen“ z.B. in wo
er den ergriffet mit einem ratzknecht, sin teschen und sin sekel, die er an jm
treit, wol mug ersuchen und was er dar jnne
findet von gelt etc., dz er daz wol nemmen mag; Beleg von 1417, Die Zürcher Stadtbücher des 14. und 15. Jahrhunderts, nach
DRW; „etwas untersuchen“ z.B. in alle notturftigkait die sollent
die 18 man betrachten und bedenken, und sollent alle ungelt rechnen und darüber
sitzen und gar aigentlich ersuechen, erschaiden; 15. Jh., Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg, nach DRW), mhd. ersuochen
„untersuchen, durchsuchen“ ersetzt (BMZ
s.v. ersuoche). Die ebenfalls bezeugte Bedeutung von mhd. ersuochen
„begehren, wünschen, bitten“ ist im Gegenwartsdeutschen dagegen fortgesetzt.
Zur Basis des Präfixverbs untersuchen vgl.
das Simplex suchen sw.v. „sich bemühen, etwas Verlorenes oder
Verstecktes zu finden“, ahd., mhd. suochen „forschen; verlangen, begehren,
herbeirufen; ausfindig machen, untersuchen“, asächs. sōkian, got. sokjan,
anord. sœkja, aengl. sēcan, afries. sēka, sēza alle
„fragen, suchen; verlangen, anweisen“ < urgerman. *sōkjan-, zu
griech. hēgéomai „führen, anweisen“, lat. sāgīre „spüren,
wittern, wahrnehmen“ und air. saigid „hingehen, sich nähern, suchen,
folgen“ < uridg. *seh2⁽ĝ⁾h-
„einer Fährte nachgehen“.
Zur Etymologie von unter, das hier eine
intensivierende Bedeutung (< *„dazwischen oder darunter suchen, gründlich
suchen“) angenommen hat, s. Unterschlagung
.
Literatur:
Beekes, Robert S.P. 2009: Etymological Dictionary of Greek. Amsterdam: Brill.
De Vaan, Michiel 2008: Etymological Dictionary of Latin and the other Italic Languages. Leiden, Boston: Brill. (Leiden Indo-European Etymological Dictionary Series 7).
DRW = Deutsches Rechtswörterbuch, online unter http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/.
DTA = www.deutschestextarchiv.de
Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch.
Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck
der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag.
Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main:
Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Kroonen, Guus 2013: Etymological Dictionary of Proto-Germanic, Leiden-Boston: Brill.
Matasović, Ranko 2009: Etymological Dictionary of Proto-Celtic. Leiden & Boston: Brill.
BMZ = Mittelhochdeutsches Wörterbuch.
Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet
von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. 3 Bde. Leipzig 1854-1866.
Online auch unter http://woerterbuchnetz.de/BMZ/
Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872-1878.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen.
Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb.
von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2.,
erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix.
Wiesbaden: Reichert.
Autorin: Sabine Ziegler