Etymologie

Verbindung

Bund ist erst seit mittelhochdeutscher Zeit als bunt m. bezeugt; fürs Althochdeutsche sind nur die Ableitungen gibunt n. (a-St.) „Büschel, Bündel, Bund“ Glosse, 14. Jh. und das Diminutiv buntilî(n) n. (a-St.) „Bündlein“ (9. Jh.) belegt, die ahd. *bunt < westgerm. *bunda- „Verbundenes, Einfassung“ (vgl. noch aengl. bund mit ungesichertem Genus), ein Nomen rei actae mit Schwundstufe und o-Suffix zu binden < ahd. bintan < urgerm. *ƀenđ-a- „binden“ voraussetzen. Zu diesem zugrunde liegenden Verb vgl. noch: asächs. bindan, aengl. bindan, afries. binda, anord. binda, got. bindan, thematisches Verbum zur Wurzel uridg. *bhendh- „binden“ (vgl. ved. abadhnāt „band“, LIV s.v. *bhendh- ). Eine andere Wortbildung zeigt dagegen got. ga-bundi, Casaretto 2004: 152. Auffällig ist der Genuswechsel im Deutschen. Bund n. (frnhd. das Bundt Garten „das Bund Gerten“ [1455], FrnhdWb s.v. bund, das) ist wegen der Bedeutung „Bündel“ als retrograde Bildung zu frnhd. bündel n. „Bündel“ zu bestimmen.
Bündnis ist erst Anfang des 14. Jh. belegt, eine Ableitung mit dem Suffix ‑nis (mhd. ‑nisse) zur Bildung von Nomina rei actae. Auch Verband ist eigentlich ein Nomen rei actae (seit dem 18. Jh. in der Bedeutung „eine Wunde bedeckende, schützende Binde“ belegt), Verbindung Nomen actionis/rei actae (seit dem 15. Jh. belegt) zu binden. Die Übertragung auf den Zusammenschluss von Menschen ist in beiden Fällen metaphorisch: vgl. mndd. vorbindinge „Verbindung, Bündnis“. Im Fall von Verband erfolgte sie im 19. Jh., im Fall von Verbindung im 16. Jh (Maaler verbindet das Wort mit lat. foedus „Bündnis“, DWb s.v. Verbindung).
Benennungsmotiv für alle Wörter ist die sehr enge Zusammengehörigkeit.

Casaretto, Antje 2004: Nominale Wortbildung der gotischen Sprache. Die Derivation der Substantive. Heidelberg: Winter.
DWb: Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm 1854–1954: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1–16 (und Quellenverzeichnis, 1971). Leipzig: Hirzel. (Nachdruck der Erstausgabe 1999: Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag. Auch als CD-ROM 2004: Der digitale Grimm. Frankfurt am Main: Zweitausendeins. Auch unter: www.woerterbuchnetz.de.
Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie 1988–: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, s.vv. bintan, buntilî(n), gibunt.
FrnhdWb: Goebel, Ulrich/Reichmann, Oskar 1986–: Frühneuhochdeutsches Wörter-buch. Begr. von Robert R. Anderson, Ulrich Goebel, Oskar Reichmann. Bd. 1–. Berlin u.a.: de Gruyter.
Kluge, Friedrich 2002: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 24., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter, s.vv. binden, Bund
LIV: Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert-Verlag.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl., s.vv. binden, Bund.

Autorin: Bettina Bock