Etymologie

Zimmer

Nhd. Zimmer n. „Wohnraum“ geht zurück auf ahd. zimbar st. n. (a-St.) „(Bau-)Stoff, Bauholz; Bau, Gebäude; Werkzeug“, das seit dem 8. Jh. belegt ist. Zugrunde liegt eine Nominalbildung mit dem idg. Suffix *‑ro-. Das -b- im Inlaut in ahd. zimbar ist nicht-etymologisch, sondern aus phonetischen Gründen ein­gefügt. Es wurde im Mittelhochdeutschen an das vorange ende m assimiliert. Die Be­deutungsentwicklung von „Bauholz“ zu „Holzgebäude“ ist nicht h gemeingermanisch, son­dern wohl einzelsprachlich, da sie sich nur im Deutschen, Altsächsischen, Nieder­deutschen, Niederländischen und im Altnordischen findet. Sie basiert auf der Konzept­metonymie TEIL-GANZES (pars pro toto). Die Übertragung auf den „Wohnraum“ er­folgte in frühneuhochdeutscher Zeit. Heute ist nur noch diese Bedeutung gebräuchlich.
Das Wort hat Entsprechungen in zahlreichen anderen germanischen Sprachen: as. timbar „Zim­merwerk“, mndd., mndl. timber, timmer „Bauholz, Holzbau“, ndl. (mundartlich) tim­mer „Bauwerk, Zimmerwerk“, aengl. timber „Bauholz, das Bauen, Gebäude, Bäu­me, Wälder“ (entlehnt auch in afrz. timber), anord. timbr „Bauholz, Gebäude“, schw. tim­mer „Bauholz“. Zugrunde liegt urgerman. temƀra- < *temra- n. < vorurgerm. *demh2-ro- n. „Bauholz“. Es handelt sich dabei um eine Ableitung zur Wurzel uridg. *demh2- „fügen, bauen“ (vgl. gr. démō „ich baue“).
Benennungsmotiv für die Grundbedeutung und die Bezeichnung im Wortfeld „Haus“ ist: <HAT: Bauholz>.

Kluge, Friedrich 2002: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 24., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter, s.v. Zimmer.
LIV: Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert-Verlag, s.v. *demh2-.
Lühr, Rosemarie 2000: Die Gedichte des Skalden Egill. Dettelbach: Röll. (Jenaer indogermanistische Textbearbeitung; 1), s. 159.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl., s.v. Zimmer.

Autorin: Bettina Bock