Zunft
Zunft
ist
seit dem 9. Jh. belegt: ahd. zumft st. f.
(i-St.) „Gemeinschaft, Zusammenkunft,
Übereinkunft, Vertrag“, ein ursprünglich schwundstufiges ti-Abstraktum mit p-Einschub
zu ahd. zeman „ziemen“ (vgl. zum Abstraktum und dem p-Einschub Krahe/Meid 1967: § 123, 4). Die Grundbedeutung ist so
„das, was sich (für einen Menschen, eine Gemeinschaft) ziemt; Verhaltensregel“,
die auch belegt ist, vgl. mhd. die
gesetzde die man dâ nennt zünfte (Basel.
r. 24,
BMZ s.v. zumft) „die
Gesetze, die man Zünfte nennt“. Die Bedeutung ahd. „Gemeinschaft,
Konvent“ leitet sich davon metonymisch ab. Benennungsmotiv ist also die
Übereinkunft (als Basis für eine Gemeinschaft). Zum Wandel von m > n vergleiche mit derselben Wortbildung An‑kunft neben kommen, Ver‑nunft neben nehmen oder Brunft neben
mhd. bremen „brüllen“. Im
13. Jh. wurde zunft/zumft im
oberdeutschen Raum zur Bezeichnung für Handwerkerverbände, vgl.
daʒ nieman kein zunft noch geselleschaft
noch meisterschaft mit eiden machen sol in dirre stat „dass niemand eine
Zunft noch Gesellschaft noch Meisterschaft mit Eiden machen soll in dieser
Stadt“ (Zürich. richtebr. 43,
BMZ s.v. zumft). Im
14. Jh. erfolgte die Ausdehnung zum Mittelrhein und nach Osten. Dabei trat
Zunft in der Bedeutung
„Zusammenschluss von Handwerkern und Kaufleuten zur Wahrung gemeinsamer
Interessen“ in Konkurrenz mit anderen Wörtern. Eine metaphorische Übertragung
auf andere Gemeinschaften mit fester Struktur findet sich bereits im
16. Jh.: der Athener rott oder
zunfft, phratores genant, erschlůgen alle hund, so in ihren rath, zunfft und
versammlung kamen (Seb. Franck sprüchw. [1541] 2, 62a, DWb s.v. Zunft) „die Rotte oder Zunft der Athener, phratores genannt, erschlugen alle Hunde, die in ihren Rat, Zunft und
Versammlung kamen“. Zunft zeigt hier
ferner die metonymische Übertragung auf eine „Versammlung“. Zur gleichen Zeit
erfolgt auch die metaphorische Ausweitung auf eine „Gesamtheit von Menschen mit
ähnlichem Beruf o. Ä.“: der schelmen zunfft hat mich erwelt/ und für
eyn schreyber hargestelt (Murner, Schelmenzunft 40, DRW s.v. Schelmenzunft) „die Zunft der Schelme
hat mich gewählt und zum Schreiber gemacht“.
BMZ: Benecke, Georg Friedrich 1854–1861: Mittelhochdeutsches Wörterbuch.
Ausgearbeitet von W. Müller und F. Zarncke. 3 Bde. Leipzig: Hirzel. Auch in: Burch,
Thomas/Fournier,
Johannes/Gärtner,
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(Hgg.) 2002: Mittelhochdeutsche Wörterbücher im Verbund: CD-ROM und
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www.woerterbuchnetz.de.
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Bd. 1–33) München: Deutscher Taschenbuch-Verlag. Auch als CD-ROM 2004: Der
digitale Grimm. Frankfurt am Main: Zweitausendeins. Auch unter:
www.woerterbuchnetz.de.
Kluge,
Friedrich 2002: Etymologisches Wörterbuch
der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 24.,
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Krahe, Hans/Meid, Wolfgang
1967: Germanische Sprachwissenschaft.
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Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen.
2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl., s.v. Zunft.
Autorin: Bettina Bock